Weltweit gibt es ungefähr 450 Ehrenpreis-Arten der Gattung Veronica. Mindestens 50 davon kommen in Europa vor. So ist es kein Wunder, dass mindestens 5 Arten ihren Weg in unsere Gärten gefunden haben, wo sie meist optimale Standortbedingungen vorfinden und sich rasch ausbreiten können, wenn sie nicht bekämpft werden. Aber wie kann man den Ehrenpreis bekämpfen?
Allgemeine Merkmale der mitteleuropäischen Ehrenpreis-Arten

Früher wurden die Ehrenpreis-Arten zur Familie der Rachenblütler gezählt, inzwischen werden sie aber zu den Wegerichgewächsen (Familie Plantaginaceae) gestellt.
Die meisten unserer einheimischen Arten sind einjährig und kleinwüchsig. Sie haben kriechend oder aufsteigende Stängel. Die kleinen Laubblätter bleiben klein und sind gegenständig an den Stängeln angeordnet. Entweder sitzen sie direkt am Stängel oder haben kurze Blattstiele.
Die kleinen, meist himmelblauen, seltener weißen Blüten stehen entweder einzeln in den oberen Blattachseln oder sie bilden ähren-förmige Blütenstände.
Nach der Stellung der Blüten lassen sich drei Gruppen von Ehrenpreis-Arten unterscheiden:
- Die Blüten bilden seitliche Ähren oder Trauben. An der Spitze der Pflanzenstängeln sitzen nur Laubblätter. Dazu zählen der Gamander-Ehrenpreis und der Wald-Ehrenpreis.
- Die Blüten bilden endständige Ähren oder Trauben. In diese Gruppe gehören der Acker-Ehrenpreis und der Dreiteilige Ehrenpreis.
- Die Blüten stehen einzeln in den Blattachseln. Zu dieser Gruppe gehören der Acker-Ehrenpreis, der Efeu-Ehrenreis, der Faden-Ehrenpreis, der Feld-Ehrenpreis, der Glänzende Ehrenpreis und der Persische Ehrenpreis.
Gruppe 1: Arten mit seitlichen Blütenständen
Gamander Ehrenpreis (Veronica chamaedrys)
Der Gamander Ehrenpreis wird auch Männertreu, Frauenbiss oder Wildes Vergissmeinnicht genannt
Er ist mehrjährig und wird 10 bis 30 cm hoch. Er hat niederliegende und aufsteigende Stängel. Zwischen den Knoten laufen entlang der sogenannten Internodien (den Stängel-Abschnitten zwischen den Knoten) zwei gegenüberliegende Reihen zottige, weiße Haarleisten herab.
Die Laubblätter sitzen direkt an den Pflanzenstängeln. Der Gamander-Ehrenpreis blüht zwischen April und Juni. Die Blüten bilden seitenständige, traubenförmige Blütenstände. Der Gamander-Ehrenpreis wächst auf frischen, nährstoffreichen Lehmböden auf Wiesen, entlang von Büschen und Hecken und an Weg- und Waldrändern. Im Gebirge dringt er bis in Höhenlagen von 2.200 m ü. NN vor.
Wald-Ehrenpreis (Veronica officinalis), auch Echter Ehrenpreis genannt

Der Wald-Ehrenpreis wird bis zu 20 cm hoch. Er hat grau-grüne, behaarte Stängel und bildet durch vegetative Vermehrung oft kleine Pflanzenteppiche. Die Blätter haben im Gegensatz zum Gamander- Ehrenpreis bis zu 6 mm lange Stiele. Die Blütenfarbe ist hell-violett, die Blütezeit von Juli bis September. Der Wald-Ehrenpreis siedelt sich auf eher nährstoffarmen, sauren, humusreichen, steinig-sandigen Lehmböden an.
Gruppe 2: Arten mit endständigen Blütenständen
Aus dieser Gruppe findet man den Acker-Ehrenpreis und den Dreiteiligen Ehrenpreis im Garten:
Acker-Ehrenpreis (Veronica agrestis)
Der einjährige Acker-Ehrenpreis wird zwischen 10 und 25cm hoch.Die niederliegenden oder aufsteigenden Stängel sind an der Basis ast-artig verzweigt. Die eiförmig-elliptischen Laubblätter haben einen kurzen Stiel. Die Blütezeit fällt in die Monate März bis Juni, manchmal ein 2. Mal zwischen August und Oktober. Die Blüten bilden traubenförmige Blütenstände. Der Acker-Ehrenpreis wächst vor allem in Unkraut-Gesellschaften auf Feldern zwischen Hackfrüchten und in Gärten. Er braucht einen nährstoffreichen Boden mit einem Sand-Lehm-Gemisch.
Dreiteiliger Ehrenpreis (Veronica triphyllos), auch Dreiblättriger Ehrenpreis genannt
Der einjährige Dreiteilige Ehrenpreis wird nur zwischen 2 und 15cm hoch. Die Laubblätter sind drei- bis fünfteilig gelappt und haben nur kurze Stiele. Zwischen März und Mai blüht dieser Ehrenpreis. Die Blüten bilden einen lockeren, traubenförmigen Blütenstand. Der Dreiteilige Ehrenpreis wächst in Unkrautgesellschaften, an Wegrändern und in Weinbergen. Er besiedelt vor allem trockene, kalk- und sandhaltige Böden.
Gruppe 3 (Arten mit einzeln stehenden Blüten)
Efeu-Ehrenpreis (Veronica hederifolia)
Der Efeu-Ehrenpreis wächst nicht etwa zwischen Efeu, sondern er heißt so, weil er efeu-ähnliche Laubblätter, die ähnlich wie Efeu an ranken-ähnlichen, kriechenden Stängeln mit ihren Stielen sitzen. Die einzeln in den Blattachseln sitzenden Blüten öffnen sich zwisceh März und Mai, manchmal sogar schon im Winter. Efeu-Ehrenpreis wächst locken, nährstoffreichen Lehmböden im Halbschatten.
Faden-Ehrenpreis (Veronica filiformis)
Der mehrjährige Faden-Ehrenpreis bis zu 30 cm in die Höhe wachsen, bleibt meist viel kürzer, weil seine fadenartigen Stängel eher am Boden liegen als aufsteigen. Sie können eine Länge von bis zu einem halben Meter bereichern. Einzelne Teile dieser Stängel bewurzeln sich an den knoten. Die rundlichen , nur bis zu 1,5 cm langen Blätter sind an den nicht-blühenden Stängeln und im unteren Teil der blühenden Stängel gegenständig, in Bereich der Blüten aber wechselständig angeordnet.
Faden-Ehrenpreis blüht im April/ Mai. Sie stehen einzeln zwischen den Tragblätter, die im Aussehen den anderen Laubblättern gleichen. Von den 4 Kronblättern der Blüten sind drei hellblau mit dunklen Streifen, das 4. Kronblatt ist oft weiß bis hellblau ohne Streifen.
Der Faden-Ehrenpreis kann sich nur vegetativ vermehren, da die Art innerhalb einer Population selbst-steril ist. Er vermehrt sich stattdessen durch abgerissene und bewurzelt Stängel-Stücke.
Faden-Ehrenpreis wächst und blüht besonders gut auf häufig gemähten Wiesen und Rasen, aber auch an Wegen, und zwar auf frischen und nährstoff- und humusreichen, aber kalkarmen, sandig-lehmhaltigen Böden.
Feld-Ehrenpreis (Veronica arvensis), auch Vogelkraut genannt
Der einjährige Feld-Ehrenpreis wird zwischen 5 und 20cm hoch. bildet oft Polster. Seine Stängel stehen aufrecht oder aufsteigend, sind verzweigt und behaart. Die eiförmigen Blätter sitzen direkt an den Stängeln. Die himmelblauen Blüten erscheinen zwischen März und Juli.Der Feld-Ehrenpreis kommt bei uns vor allem auf sandig-lehmigen Böden auf Feldern, Ruderalplätzen, auf Rasen und Trockenwiesen vor.
Glänzender Ehrenpreis (Veronica polita)
Der Glänzende Ehrenpreis wird 5 bis 20cm hoch und hat liegende bis aufsteigende Stängel, die an ihrer Basis reich verästelt sind. Die eiförmigen, dunkelgrünen Laubblätter haben kurze Stiele. Die himmelblauen Blüten stehen einzeln an langen Stielen in den Blattachseln. Die Blütezeit fällt – je nach Standortbedingungen – in die Zeit zwischen März und September. Glänzender Ehrenreis wächst an sonnigen Plätzen auf lockeren, nährstoffreichen und lehmig-sandigen Böden.
Persischer Ehrenpreis (Veronica persica)
Der einjährige Persische Ehrenpreis wird zwischen 10 und 40cm hoch – er wird deshalb auch Großer Acker-Ehrenpreis genannt. Die teilweise verzweigten Stängel sind liegend oder aufsteigend. Die ei- bis herzförmigen Laubblätter haben kurze Stiele. Die Blütezeit fällt – je nach den örtlichen Milieu-Bedingungen in die Monate März bis Oktober. Die himmelblauen Blüten haben einen weißen bis gelblichen Fleck im Schlund. Persischer Ehrenpreis wächst vor allem auf nährstoff- und humusreichen Lehmböden im Halbschatten.
Wurzelbildung
Ehrenpreis-Arten haben einen kriechenden Wurzelstock, aus dem sie teilweise im Frühjahr wieder austreiben. Generell verbreiten sich die einjährigen Arten aber eher durch ihre Samen. Sie zählen deshalb zu den Samen-Unkräutern.
Die mehrjährigen Stauden bilden meist längere Stängel, an deren Knoten sie wurzeln können, oder sie verbreiten sich durch abgerissene Wurzelstücke, aus denen sie wieder austreiben, vegetativ. Diese Ehrenpreis-Arten werden deshalb zu den Wurzelunkräuter gerechnet, auch wenn sie sich zusätzliche durch die Verbreitung der Samen generativ vermehren können
Schon gewusst?
Eine Ausnahme bildet der Faden-Ehrenpreis, der innerhalb einer Population selbst steril ist.
Hausmittel und Alternativen

Die einjährigen Ehrenpreis-Arten (Feld-Ehrenpreis, Efeu-Ehrenpreis, Glänzender Ehrenpreis, Persischer Ehrenpreis) lassen sich verhältnismäßig einfach durch Jäten und Hacken der Gartenbeete bekämpfen.
Unser Tipp!
Einjährige Ehrenpreis-Arten entfernt man rechtzeitig, bevor sich aus den Blüten Samen entwickeln. Denn sonst können die vom Wind fortgetragenen Samen sich über weite Flächen rasch ausbreiten.
Die mehrjährigen Ehrenpreis-Arten (Faden-Ehrenpreis) vermehren sich meist vegetativ durch kleine, im Boden verbleibene Stücke der Rhizomwurzeln, die immer wieder austreiben. Diese Stauden muss man wurzel-tief ausgraben und entfernen.
Das ist allerdings bei den Ehrenpreis-Arten wie dem Faden-Ehrenpreis, die sich im Rasen festsetzen, kaum möglich, ohne den Rasen teilweise dabei aufzureißen und Kahlstellen zu hinterlassen. Dagegen hilft es, wenn man den Mäh-Rhythmus und die Schnitt-Tiefe beim Rasenmähen ändert: Mäht man den Rasen weniger oft und nicht mehr so tief, dann kann man den Ehrenpreis in Schach halten. Denn die Pflanze mag die Konkurrenz durch hohe, Schatten bildende Gräser nicht.
Stellen, an denen sich der Ehrenpreis im Rasen dicht ausgebreitet hat, spart man beim Rasen-Düngen aus. Und im Frühjahr wird der Rasen gründlich vertikuiert (damit werden die meisten Rhizom-Stücke aus dem Boden herausgehoben) und aerifiziert, also belüftet. Anschließend sät man den Rasen nach.
Chemische Bekämpfung
Im Rasen dürfen zur chemische Bekämpfung nur Herbizide eingesetzt werden, die unter der Bezeichnung Rasen-Unkrautvernichter angeboten werden wie beispielsweise Weedex oder Anicon. Diese können zwischen Rasengräsern und dem Unkraut unterscheiden und schädigen den Rasen nicht.
Wem das Jäten und Hacken von Ehrenpreis und anderem Unkraut auf ansonsten leeren Beeten oder zwischen einzeln stehenden Stauden und Sträuchern zu mühsam ist, kann dazu auch einen Totalvernichter, wie Roundup, verwenden. Hiermit lässt sich auch der Ehrenpreis bekämpfen.
Ehrenpreis stehenlassen

Ehrenpreis ist im Rasen kaum restlos zu entfernen. Warum den ehrenpreis nicht einfach im Rasen stehen lassen und nicht bekämpfen? Mit seinen leuchtend blauen Blüten, vielleicht auch in Kombination mit Gänseblümchen bekommt der grüne Rasen interessante Farbtupfer.