Was versteht man unter einer Wurmkiste?
Eigentlich ist es ganz einfach: Bei einer Wurmkiste handelt es sich um eine Box, in der der im Haushalt anfallende Biomüll mit Hilfe von Würmern zersetzt wird und somit zu Kompost wird.
Die Würmer schaffen es, die organischen Überreste schnell und konstant zu zersetzen. Der entstandene Wurmhumus gilt als optimales Düngemittel für jegliche Art von Pflanzen.
Die Wurmkiste kann sowohl im Garten, als auch auf dem Balkon, der Terrasse und sogar im Innenraum eingesetzt werden. Durch die gute Arbeit der Würmer haben nämlich schlechte Gerüche kaum eine Chance zu entstehen. Ein echter Allrounder.
Aufbau einer Wurmkiste
Anhand unserer Familienwurmkiste möchten wir im Folgenden einen optimalen Aufbau einer Wurmbox erläutern und erklären.
Ein geeigneter Behälter
Idealerweise besteht eine Wurmbox aus einem Zweikammersystem (vor allem für Familien) sowie einem Deckel.
Die Kiste besteht meist aus Holz, aber auch Kunststoff ist möglich.
Wir haben uns für eine Holzbox entschiedenen, da es sich hierbei um ein natürliches und atmungsaktives Material handelt. Die Wahl fiel auf unbehandeltes, aber witterungsbeständiges Holz.
Das Innere der Box ist mit Hasendraht getrennt. So hat man zwei separate Bereiche und die Würmer können dennoch ganz einfach die Seiten wechseln.
Unser Tipp!
Für Single-Haushalte oder diejenigen, die nur wenig Platz zur Verfügung haben, sind auch Wurmkisten mit nur einer Kammer verfügbar. Das Prinzip ist 1:1 das Gleiche.
Die Größe
Je nach anfallender Menge der organischen Abfälle im Haushalt wählt man die Größe. Eine Faustregel besagt, dass ein Fassungsvermögen von 50 bis 100 Liter gut für eine Familie ausreicht. WIEVIEL FASSUNGSVERMÖGEN HAT UNSERE KISTE?
Belüftung
Bei der Wahl des Behälters ist es von Bedeutung, dass die Kiste mit ausreichend Belüftungslöchern ausgestattet ist. So kann eine optimale Luftzirkulation stattfinden – optimale aerobe Bedingungen.
Super!
Unangenehme Gerüche haben kaum eine Chance und die Würmer finden ein optimales Milieu, in dem sie gerne leben und sich vermehren.
Kommt es zu anaeroben Bedingungen, d.h. ohne Luftzufuhr, bilden die vorhanden Bakterien Gase wie Schwefelwasserstoff und Ammoniak, was zu einer strengen Geruchsbildung führt. Dies sollte unbedingt verhindert werden.
Wurmteetasse
Da in die Wurmkiste regelmäßig organische Abfälle gegeben werden, die wasserhaltig sind (was auch wichtig ist) kann es zu Flüssigkeitsbildung in der Kiste kommen. Eine wasserdurchlässige Membran in der Wurmkiste lässt das überschüssige Wasser in die sogenannte Wurmteetasse ablaufen.
Ein Ablaufhahn kann helfen, dass die Flüssigkeit optimal aus der Wurmteetasse abläuft. Zudem kann man die Wurmteetasse der Kiste ganz einfach entnehmen und so den aufgefangenen Wurmtee herausleeren.
Einen Überblick, um was genau es sich beim Wurmtee handelt, für was dieser gut ist und wie man ihn nutzen kann, gibt es hier.
Erntekiste
Die Erntekisten braucht man erst nach etwa 4-6 Monaten nach dem Starten der Wurmkiste. Sie sind ein wichtiges Hilfsmittel, um frischen Biomüll und reifen Wurmhumus klar voneinander zu trennen. Wie genau die Kisten zum Einsatz kommen erklären wir weiter unten.
An dieser Stelle möchten wir nur erwähnen, dass die Kisten keine scharfen Kanten enthalten sollten und optimal in die Wurmkiste passen müssen.
Hanfmatte
Die Hanfmatte hingegen braucht man vom Start-Zeitpunkt an. Sie hilft, die Wurmkiste feucht und dunkel zu halten – Würmer sind nämliche lichtscheu.
An die Hanfmatten wird kein großer Anspruch gestellt. Hier kann auch bereits im Gartenbereich vorhandene Matten nutzen. Wichtig ist, dass die Hanfmatte auf die Größe der Wurmkiste abgestimmt ist und die gesamte Oberfläche abdeckt.
Deckel
Ein Deckel ist entscheidend, da er die Würmer vor Licht schützt und die Kiste im Inneren feucht hält. Wie erwähnt sind Kompostwürmer lichtscheu und reagieren empfindlich auf Licht.
Unser Tipp!
Außerdem hält ein Deckel die Würmer im Inneren der Kiste und Schädlinge oder andere Tiere bleiben draußen.
Was brauche ich, um die Wurmkiste zu starten?
Neben der bereits erklärten Wurmkiste braucht man ganz klar: Die Würmer! Sonst funktioniert die Wurmbox nicht.
Würmer kann man am besten und ganz einfach online erwerben. Es werden in einem Eimer ca. 500 Kompostwürmer geliefert. Diese Anzahl reicht für eine Familienkiste.
Optimal ist, wenn diese in einem Substrat geliefert werden, in dem die Mikroorganismen aktiv sind, was zu einem erfolgreichen Start der Box beiträgt. Die Würmer sollten in unterschiedlichen Entwicklungsstadien sein: Babywurm, Jugendliche, Erwachsene Würmer, Kokon, etc.
Zudem ist die Zugabe einer Mineralmischung von großer Bedeutung, damit der PH Wert in der Wurmkiste neutral bleibt. Eine Wurmkiste sollte man 1 mal monatlich mit der besagten Mineralmischung versorgen, damit das Ökosystem optimal funktionieren kann.
So geht's
1 Esslöffel der Mineralmischung pro Monat in die Box geben!
Unser Tipp!
1 Esslöffel Mineralmischung pro Monat für einen neutralen PH-Wert in der Wurmkiste!
Wurmkiste starten – los geht’s!
Sind alle Vorbereitungen getroffen, die Wurmkiste steht bereit und die Würmer sind eingetroffen, kann es endlich los gehen!
1. Karton zerkleinern und einweichen
Zu Beginn reißt man einen Karton in kleine Schnipsel und weicht diesen ein. Zum Einweichen kann man optimal die Wurmteetasse nutzen, die ja sowieso vorhanden ist. Ganz einfach die Kartonschnipsel mit Wasser begießen und warten, bis diese sich vollgesogen haben.
Aber wozu brauche ich Karton? Die Würmer nutzen die Kartonschnipsel als Futter, sie können sich darin verstecken, dazwischen kriechen und sich wohl fühlen. So schafft man eine Wohlfühloase für die Wurmpopulation. Eine gute Basis für eine funktionierende Wurmbox!
2. Würmer, Würmer, Würmer
Jetzt wird es spannend: Man gibt die Würmer samt des mitgelieferten Substrats in die Wurmkiste. Jetzt wird erst einmal los gewuselt!
3. Karton zu den Würmern geben
Jetzt gibt man die aufgeweichten Kartonschnipsel zu der Wurmpopulation und mischt diese vorsichtig unter. So haben die Würmer die nächsten Tage genug Versteckmöglichkeiten und auch Futter.
4. Feuchtigkeit in der Wurmbox anpassen
Im nächsten Schritt besprüht man die Wurmkiste mit ca. 300-400 ml Wasser. So ist die Wurmpopulation mit ausreichend Wasser versorgt. Die Würmer dürfen auf keinen Fall austrocknen! Und auch das Holz der Wurmkiste wird noch etwas Wasser aufnehmen.
Unster Tipp!
Eine Wurmpopulation fühlt sich in einem feuchten, jedoch nicht zu nassen Umfeld wohl.
5. Ruhe nach dem Transport
Jetzt deckt man die Würmer mit der Hanfmatte. Die Hanfmatte bewirkt, dass es zu keiner Austrocknung des Substrats und somit der Würmer kommt.
Die Würmer brauchen nun etwas Ruhe nach so viel Trubel. Man sollte die Würmer für die nächsten 72 Stunden in Ruhe lassen.
Unser Tipp!
Es ist natürlich erlaubt, täglich einen Kontrollblick in die Kiste zu werfen. Die Würmer mögen jedoch kein Licht und werden sich mit hoher Wahrscheinlichkeit verstecken.
Die erste Fütterung, so geht’s!
Nach 72 Stunden Ruhezeit füttert man die Würmer das 1. Mal mit Biomüll.
Die erste Mahlzeit kann zum Beispiel bestehen aus: Bananenschale, Kaffeesatz, Karottenschalen, Gurkenschalen, einige Schnipsel aus Zeitungspapier. Hier sollte man insgesamt ca. 100 Gramm Biomüll und nicht mehr füttern. Die Würmer müssen sich tatsächlich erst an die Fütterung gewöhnen.
Der Biomüll wird zerkleinert. Wie schon erwähnt, müssen sich die Würmer erst an das Futter und das Fressen gewöhnen. Zu einem späteren Zeitpunkt, wenn die Wurmfarm bereits eingefahren ist, ist im Normalfall kein Zerkleinern mehr nötig.
Und dann geht alles ganz einfach: Die Hanfmatte aus der Kiste nehmen und den Biomüll in der Kiste verteilen. Die Hanfmatte wieder auf die Würmer geben und die Kiste schließen. Fertig! Und schon hat man seine Wurmkiste gestartet!
Was genau auf der Futterliste steht und was in einer Wurmkiste nichts zu suchen hat, darauf gehen wir in einem anderen Artikel detailliert ein.
Schon gewusst?
Auch Würmer haben ihre Vorlieben. Wer seine Würmer gut beobachtet, kann erkennen, welche Lebensmittel ganz oben auf der Liste stehen und welche eher gemieden werden oder als 2. Wahl dienen.
Wie oft werden die Würmer gefüttert?
Die Frage, wie oft die Würmer gefüttert werden, kann man nicht ganz eindeutig beantworten. Aber sagen wir mal so: Kompostwürmer sind flexibel und unkompliziert.
Man hat die Möglichkeit die Fütterung an die anfallenden Biomüllreste anzupassen. Es ist möglich, jeden Tag Futter in die Wurmkiste zu geben, aber auch das Füttern nur jeden 3. Tag und dafür eine größere Menge ist eine Option.
Wie viel Futter brauchen die Würmer?
Jetzt stellt sich natürlich noch die Frage, wie viel ist zu füttern? Auch hier muss man durch Beobachtung das richtige Maß für sich und seine Wurmpopulation finden.
Wichtige Details zur Fütterung im Überblick:
- Gestartet wird mit ca. 100 Gramm Biomüll.
- Nach und nach fressen die Würmer mehr. Die Menge kann man nach und nach erhöhen.
- Nach ca. 6 Monaten fressen die Würmer bis zu 500 Gramm Biomüll pro Tag. (Eine Population von rund 10.000 Würmern)
Faustregel Fütterung
Die Würmer können pro Tag so viel Futter zu sich nehmen, wie die Hälfte ihres Körpergewichts.
Zugegeben die Faustregel ist etwas abstrakt, dennoch wahr. Und keine Sorge: Die Wurmkiste kann man durch Beobachtung optimal füttern.
Es gibt weitere Richtlinien, die zur Wahl der Futtermenge beitragen:
- es sollte nie mehr als 10cm unverdautes Futter in der Box sein
- Man sollte nachfüttern, wenn die oben liegenden Bioabfälle anfangen zu verwesen und sich zu zersetzen
- Schiebt man die Biomüllreste zur Seite sollten ca. 2-3 Zentimeter unter der Oberfläche Würmer zum Vorschein kommen
Achtung!
Wer zu viel füttert, merkt das daran, dass die Würmer mi dem Fressen nicht mehr nachkommen und die Wurmfarm zu stinken beginnt.
Sehr interessant: Die Kompostwürmer besitzen keine Zähne. Man kann sich den Prozess folgendermaßen vorstellen. Die Würmer verteilen Enzyme und Bakterien auf allen vorhandenen Lebensmitteln, indem sie in der Wurmbox umher kriechen.
Diese Lebensmittel fangen nun an sich zu zersetzen. Durch den Verwesungsprozess können sie nun, nach einigen Tagen, von den Würmern „gefressen“ werden.
Feuchtigkeit in der Wurmkiste kontrollieren
Die optimale Feuchtigkeit in der Wurmkiste ist das A& O! Anhand dieser lässt sich auch überprüfen, ob ideal gefüttert wird.
Anhand der Faustprobe kann man überprüfen, ob das Milieu in der Kiste passt. Eine Hand voll Erde entnehmen. Es sollte dabei kein Wurm in der Erde sitzen, die man in der Hand hält.
Das Ergebnis, wenn man die Erde vorsichtig zusammen drückt:
Die Erde hält zusammen und es kommen eventuell einige Tropfen an Flüssigkeit heraus –> das ist optimal! Alles kann so bleiben, wie es ist.
Es läuft Wasser, wie aus einem vollen Schwamm heraus –> die Kiste ist viel zu nass! Die Zugabe von Karton oder das Öffnen des Deckels können Abhilfe leisten!
Die Erde krümelt und hält nicht zusammen –> Die Wurmkiste ist zu trocken! Das Besprühen mit Wasser bringt Abhilfe.
Wurmteetasse
Überschüssige Feuchtigkeit kann zudem in die Wurmteetasse abfließen und als Dünger weiter verwendet werden!
Wie geht es weiter?
Jetzt werden die Würmer in der Wurmkiste die nächsten 2 Monate fleißig gefüttert. Die Kiste füllt sich nach und nach und die Würmer fressen kontinuierlich. Die Feuchtigkeit wird regelmäßig kontrolliert und gegebenenfalls angepasst.
2 Monate nach dem Starten…
Ca. 2 Monate nach dem Start der Wurmkiste wird dann die Hanfmatte entnommen und die Erntekiste eingesetzt. Dass die richtige Zeit gekommen ist sieht man daran, dass die Erntekiste ungefähr bündig mit dem oberen Rand der Wurmkiste steht.
Unser Tipp!
Sollte die Erntekiste zu tief stehen, die Würmer einfach noch eine Weile füttern und die Kiste einige Wochen später einsetzen.
Von nun an füttert man den Biomüll nur noch in die Erntekiste. Nach der Fütterung bedeckt man die Würmer, wie gewohnt, mit der Hanfmatte. Die Erntekiste bewegt man nicht mehr. Die Würmer kommen automatisch nach und nach nach oben, wenn sie den Biomüll im unteren Teil der Wurmfarm fertig gefressen haben und dort kein frisches Futter mehr finden.
4 Monate später…
Nach ca. 4 Monaten ist die Erntekiste voll (Es kann auch länger dauern, einfach warten, bis die Erntekiste voll ist). Es haben sich im ökologischen System zwei Dinge entwickelt:
- In der Erntekiste befinden sich die Würmer, der frische Biomüll und der halbfertige Humus.
- Im unteren Teil der Kiste findet man den fertigen Humus ohne Würmer, alles hat sich komplett zersetzt.
Nun geht man folgendermaßen vor:
- Die Erntekiste wird, mitsamt dem Inhalt, vorsichtig aus der Wurmkiste gehoben
- Der fertige Humus (im unteren Teil der Kiste) wird der Wurmkiste entnommen und auf übriggebliebene Würmer durchsucht. Arg viele dürften es nicht sein. Die meisten Würmer befinden sich in der Erntekiste, schließlich gibt es dort frische Nahrung.
- Die Membran wird mit einem feuchten Schwamm gereinigt
- Anschließend kommt der halbfertige Wurmhumus, die Würmer und die Abfälle, die sich derzeit in der Erntekiste befinden, in die Wurmkiste.
Der Kreislauf startet von vorne: Die leere Erntekiste setzt man nach oben bündig in die Wurmbox und füttert wieder nur den Biomüll in diese hinein. Die Würmer kommen, wie im letzten Zyklus, wieder nach oben, sobald sie im unteren Teil alles aufgefressen haben. Bis die Erntekiste wieder voll ist vergehen die nächsten 4 Monate. Der ökologische Kreislauf kann ständig so weiter geführt werden.
Wobei noch eine Frage bleibt: Was passiert mit dem fertigen Wurmhumus? Lesen Sie hier, wie dieser verwendet werden kann und welche Vorteile er bietet.