Das Frühjahr beginnt, die ersten Salatpflanzen treiben aus und schon sind sie da: Nacktschnecken machen es sich in unseren Gärten bequem. Um die Schnecken bekämpfen zu können, ist es wichtig die jeweilige Art zu erkennen und darüber Bescheid zu wissen, ob die jeweilige Art im Garten nützt oder schadet. Wir geben einen Nacktschnecken-Überblick.
Gründe, warum man Nacktschnecken unterscheiden können sollte

Darum ist es wichtig, die häufigsten Nacktschnecken anhand ihres Aussehen unterscheiden zu können!
- Nicht alle Nacktschnecken sind schädlich. Es gibt mindestens zwei Schnecken-Arten, die ausgesprochen nützlich sind und sogar direkt zur Bekämpfung schädlicher Nacktschnecken eingesetzt werden können.
- Einige Nacktschnecken sind so selten geworden, dass sie bei uns unter Naturschutz stehen – unabhängig davon ob sie nützlich oder schädlich für unseren Gärten sind. Diese geschützten Arten dürfen wir zwar nicht bekämpfen, aber wir dürfen sie aus unserem Gemüsegarten vertreiben oder zumindest von unseren Pflanzen fernhalten.
- Auch Nacktschnecken sind Feinschmecker. Jede Nacktschnecken-Art hat ihre Vorlieben. Das trifft auch auf die schädlichen Nacktschnecken zu. Die eine Art frisst vor allem Salat, die nächste hält sich an Blütenpflanzen schadlos und die dritte Art ruiniert unsere Erdbeeren.
Schädliche Nacktschnecken Arten

Es gibt Nacktschnecken Arten, die sich in unseren Gemüsegärten zu schaffen machen und großen Schaden anrichten können. Zu den schädlichen Nacktschnecken Arten gehören die Genetzte Ackerschnecke, die Rote Wegschnecke, die schwarze Wegschnecke, die Spanische Wegschnecke, sowie die Echte und die Gemeine Gartenwegschnecke.
Genetzte Ackerschnecke (Derceras reticulatum)

Die 4 bis 6cm lange Genetzte Ackerschnecke ist meist bräunlich mit einer dunkleren Netzzeichnung, kann aber auch fast hell-rosa ohne die typische Netzzeichnung sein. Andererseits gibt es aber auch fast völlig schwarze Exemplare.
Die Genetzte Ackerschnecke ist eine auch einheimische Art, kommt aber nur noch auf Kulturland vor und ist auch in unseren Gärten eine der häufigsten Nacktschnecken.
Im Garten sind die Genetzten Ackerschnecken nicht wählerisch. Am liebsten sind ihnen jedoch frische Salat- und Kohlpflanzen, da können sie in einer einzigen Nacht ein ganzes Beet ruinieren.
Die Schnecken fressen nicht das ganze Blatt, sondern hinterlassen nur einzelne Fraßlöcher. Pflanzen gehen daran zwar nicht ein, sie werden durch die Schleimspuren und den Kot, welche die Schnecken hinterlassen, jedoch ungenießbar.

Schon gewusst?
Diese Nacktschnecken fressen auch halb verrottetes Kompost-Material und sogar tierisches Aas und Kot.
Rote Wegschnecke (Arion rufus)

Die Rote Wegschnecke wird bis zu 15cm, in Ausnahmefällen sogar bis zu 18cm lang. Ausgewachsene Exemplare haben die typische rote Körperfarbe. Jungschnecken sind eher blass gelb oder hell-orange, nur ihr Kopf ist dunkel gefärbt.
Einst war die Rote Wegschnecke in unseren Wäldern, auf den Wiesen und in unseren Gärten die häufigste und vor allem auffallendste Nacktschnecken-Art. Sie ernährt sich von Grünpflanzen und Aas.
In der Natur ist sie selten geworden und in den Gärten fast völlig verschwunden.
Achtung!
Inzwischen steht die Rote Wegschnecke auf der Roten Liste und darf nicht mehr aktiv bekämpft werden.
Schwarze Wegschnecke (Arion ater)
Diese tatsächlich schwarze Wegschnecke wird 10 bis 12cm lang. Ihre Jungschnecken sind dagegen elfenbeinfarben bis hellgrau, nur ihr Kopf ist schwarz. Als Nacktschnecke mit Verbreitung in Nord- und Nordwest-Europa ist sie bei uns vor allem in Schleswig Holstein häufiger.
Sie lebt vor allem in Wäldern auf feuchtem Boden und verirrt sich nur selten in die Gärten, wo sie sich dann von Gemüse und Gartenkräutern ernährt.

Spanische Wegschnecke (Arion vulgaris)
Achtung!
Die Spanische Wegschnecke ist zu unserem häufigsten und gefürchtetsten Schneckenschädling in unseren Gärten geworden.

Den Namen Spanische Wegschnecke trägt diese Schneckenart zu unrecht. Der Name beruht auf einer Verwechslung mit einer tatsächlich auf der Iberischen Halbinsel lebenden Art. Unsere Arion vulgaris hat ihren Ursprung in Westfrankreich und hat sich sehr schnell über weite Teile Europas und darüber hinaus ausgebreitet.
Vermutlich kam sie nicht zu Fuß, sondern als Blinder Passagier in Gemüse- und Salatlieferungen aus dem südlichen Europa. Wir sollten sie korrekter Gewöhnliche Wegschnecke (Arion vulgaris) nennen.
Diese 7 bis 12, maximal 15cm lange Wegschnecke hat eine stumpfe rotbraune Körperfarbe, kann aber auch rot wie die Rote Wegschnecke oder schwarz wie die Schwarze Wegschnecke sein.
Schon gewusst?
Von der Roten Wegschnecke kann man die Spanische Wegschnecke anhand ihrer grauen Fußsohle unterscheiden.

Eine weitere Ursache für die ihre rasche Verbreitung ist die hohe Vermehrungsrate. Kaum vorstellbar: Pro m² Gartenboden hat man schon bis zu 1.000 Eier gezählt.
Die Gewöhnliche Wegschnecke frisst nicht nur Salat- und Gemüsepflanzen, sie liebt auch Kürbis, Zucchini und Melonen.
Schon gewusst?
Arion vulgaris sondert einen besonders bitter schmeckenden Schleim aus. Deshalb wird sie von Igel, Spitzmäusen, Amphibien und anderen Schnecken-Fressern gemieden.

Echte Gartenwegschnecke (Arion hortensis)

Die Echte Gartenwegschnecke, auch einfach Gartenwegschnecke genannt, ist vor allem in Westeuropa heimisch, breitet sich aber von Belgien her vor allem in Nordrhein-Westfalen aus. Sie kommt auch in Süddeutschland und der Schweiz vor.
Die höchstens 5cm lange Echte Gartenwegschnecke hat einen dunkel grau-braunen bis bläulich schimmernden schwarzen Rücken und einen gelblichen bis orange gefärbten Fuß.
Sie frisst nicht nur Gemüseblätter, sondern auch gerne Früchte in Bodennähe. Vor allem in Erdbeerkulturen kann sie größere Schäden anrichten.
Gemeine Gartenwegschnecke (Arion distinctus)
Die Gemeine Gartenwegschnecke kommt in West- und Mitteleuroap häufig vor. Sie besiedelt vor allem kultivierte Flächen, auch Gärten. Auch sie ist ein Schädling, der nicht nur Gemüseblätter und Grünzeug anfrisst, sondern auch unterirdische, dickfleischige Wurzeln.
Die Gemeine Wegschnecke wird oft mit der Echten Gartenwegschnecke verwechselt. Sie ist jedoch mit 3 bis maximal 5cm etwas kleiner und hat einen eher gelb-grauen Rücken und eine blass-gelbe Fußsohle.
Nützliche Schnecken Arten
Zu den nützlichen Schnecken in unseren Gärten gehören der Tigerschnegel und die Weinbergschnecke.
Tigerschnegel (Limax maximus)

Wenn einem diese, bis zu 20cm lange Nacktschnecke über den Weg kriecht: Nicht erschrecken oder ekeln! Es ist Tigerschnegel! Mit seinen dunkelbraunen Punkten und Tupfen auf hell-braunem Grund ist er leicht zu erkennen.
Man sollte sich freuen, denn Tigerschnegel ist kein Vegetarier, wie die meisten anderen Nacktschnecken. Er ernährt sich ausschließlich von tierischer Beute, vor allem anderen Nacktschnecken – Er ist also ausgesprochen nützlich!
Ursprünglich stammt der Tigerschnegel aus West- und Südeuropa, ist aber wohl als Blinder Passagier von Menschen mit nach Mitteleuropa eingeschleppt worden. Der Tigerschnegel lebt bei uns vor allem in Gärten und Parkanlagen, kann sich aber auch in feuchten Kellern, in einem losen Steinhaufen oder im Komposthaufen verkriechen. Er hält sich tagsüber versteckt und wird erst nachts oder bei Regen aktiv.
Er frisst zwar auch abgestorbene Pilze und Pflanzenteile an, fällt aber auch andere Nacktschnecken an. Besonders geschlechtsreife, aber noch junge, nicht voll ausgewachsene Tigerschnegel fallen andere Nacktschnecken an und beißen sie tot. Vor allem die Nacktschnecken der Gattung Arion. Auch die Eier anderer Schnecken werden vom Tigerschnegel gefressen.
Außerdem gibt es eine Schwesterart, den Schwarzen Schnegel (Limax cinereoniger), der bis zu 30cm lang werden kann.
Weinbergschnecke (Helix pomatia)

Auch wenn die Weinbergschnecke keine Nackt-, sondern eine Gehäusetragende Schnecke ist, soll sie hier nicht unerwähnt bleiben. Denn in unseren Gärten dezimiert die Weinbergschnecke vor allem die Zahl der Spanischen Wegschnecken, indem sie deren Eier aufspürt und frisst.
Sind Nacktschnecken giftig?
Oft wird gefragt: Ist der Schleim von Nacktschnecken giftig? Diese Frage können wir beantworten: Für uns Menschen ist der Schleim der Nacktschnecken NICHT giftig.
Dennoch gilt: Nacktschnecken sollte man nicht mit bloßen Händen anfassen, denn ihr Schleim ist zäh und klebrig. Da muss man lange schrubben und waschen, bis die Hände wieder sauber sind.

Bei unseren Haustieren, beispielsweise bei Hunden, sieht es etwas anders aus. Der Schleim selbst ist zwar auch für den Hund ungiftig, aber Schnecken sind oft Zwischenwirte für Parasiten. Wenn der Hund die Nacktschnecke oder ihre Schleim frisst, oder gar nur an ihrer Schleimspur leckt, können dabei diese Parasiten auf ihn übertragen werden. Die Parasiten entwickeln und vermehren sich im Körper des Hundes. Und das kann für den Hund tödlich enden. Es ist somit große Vorsicht geboten!
Paarung und Vermehrung von Nacktschnecken

Schon gewusst?
Unsere einheimischen Nacktschnecken sind Zwitter. Jede ausgewachsene, geschlechtsreife Nacktschnecke hat männliche und weibliche Geschlechtsorgane. Selbstbefruchtung kommt zwar vor, ist aber selten.
Die Paarung – ein stundenlanger Liebesakt
Die Geschlechtsöffnung der Schnecken liegt rechst neben dem Kopf. Nach einem längeren Paarungsspiel legen die Schnecken sich Kopf an Kopf dicht nebeneinander, stülpen ihr männliches Begattungsorgan aus und führen es in die Geschlechtsöffnung des Partners ein. Auf diese Weise werden die Spermapakete untereinander ausgetauscht. Erst während der Eiablage werden die Eier von den Spermien des Partners befruchtet.

Das Balzverhalten kann schon einmal über mehrere Stunden dauern.
Nacktschnecken können sich stark vermehren. Grundsätzlich kann jede Nacktschnecken dreimal pro Jahr zwischen 300 bis 900 Eier legen. Und zwar jeder der beiden Partner nach der erfolgreichen Paarung und gegenseitigen Befruchtung, denn sie sind ja Zwitter.

Geschlechtsakt bei Nacktschnecken


Eier und Nest der Nacktschnecken
Die gesamte Embyryonalentwicklung läuft bei Nacktschnecken im Ei ab. Wenn sie schlüpfen, sind sie bereits voll entwickelte kleine Nacktschnecken.
Viele Schnecken legen ihre Eier in Vertiefungen und kleinere Hohlräume der Erde ab, wo sie dann auch überwintern und erst im nächsten Frühjahr schlüpfen.
Einige Arten sterben nach der Eiablage oder spätestens am Herbstende. Andere sind mehrjährig, überwintern in grob-scholligen Böden in tiefen Rissen und Spalten, wo sie vor Bodenfrost geschützt sind, oder sie ziehen sich in Kellerräume zurück.
Im Garten finden die Nacktschnecken auch Schutz im Totholz, unter Falllaub oder auch im Komposthaufen. Viele Arten halten dabei eine Art Winterschlaf: Ihre Körpertemperatur sinkt ab und die Organe reduzieren oder stellen ihre Funktion vorübergehend ganz ein. Ihr Blut und auch ihre Schleimhaut enthält eine Art Frostschutzmittel, sodass sie nicht dehydrieren.

Ist die Rote Wegschnecke essbar?
Immer wieder kommt die Frage auf, ob Nacktschnecken essbar sind. Auch wenn sie eventuell genießbar sind, möchten wir dennoch davon abraten. Die Organe und Innereien sind anders verteilt, als beispielsweise bei einer Gehäusetragenden Schnecke. Zudem sind Rote Wegschnecken Aasfresser.
Schon der Geruch und der Anblick beim Kochen der Roten Wegschnecke deutet nicht unbedingt auf ein leckeres Mahl hin. Darf man den Aussagen der Leute glauben, die bereits eine Nacktschnecke verspeist haben, handelt es sich um einen zähen, nach nichts schmeckenden, stinkenden Klumpen.
Unser Fazit: Theoretisch ist es möglich eine Rote Wegschnecke zu essen, da sie nicht giftig ist. Wir finden jedoch: Das muss nicht sein! Wenn überhaupt in einer Notsituation.

Baby-Nacktschnecke
