Kompostbeschleuniger werden im Gartenfachhandel in großer Zahl und in den verschiedensten Varianten angeboten. Sie sollen den Rotteprozess im Komposthaufen in Gang setzen, beschleunigen oder einfach die Qualität des Komposts verbessern. Doch sind diese überhaupt sinnvoll? Und wie kann man Kompostbeschleuniger selbst herstellen?
Wichtig!
Ein Kompostbeschleuniger oder gar Kompost-Starter garantiert nicht, dass das Kompostieren tatsächlich gelingt und am Ende wertvolle, reife Komposterde entsteht. Auch schwerwiegende Fehler, die man beim Kompostieren gemacht hat, können damit nicht wettgemacht werden.
Ist ein Kompostbeschleuniger notwendig?
Ist der Standort und der Kompostbehälter gut gewählt und kommt eine abwechslungsreiche und gut strukturierende Mischung aus kompostierbaren Garten- und Küchenabfällen auf den Komposthaufen, dann sorgen Mikroorganismen und Wirbellosen selbst für die gute Verrottung des Kompost-Materials.
Doch diese fleißigen „Mitarbeiter“ im Komposthaufen, haben ihren eigenen Rhythmus. Der lässt sich weder durch einen Kompost-Beschleuniger verkürzen, noch durch einen sogenannten Kompoststarter erzwingen.

Milieu-Bedingungen verbessern
Kompost-Zusätze können die Milieu-Bedingungen für die Mikroorganismen verbessern und damit indirekt auch den Rotteprozess optimieren. Diese Kompost-Zusätze müssen nicht unbedingt sogenannte Kompost-Starter oder Kompost-Beschleuniger sein, das können auch Kompost-Zusätze wie Gesteinsmehl, Tonmehl, Düngemittel oder Kalk sein, mit deren Hilfe der Rottevorgang aktiviert und in Gang gehalten werden kann. Man nennt sie Aktivatoren.

Probleme im Rotte-Prozess beheben
In bestimmten Fällen können im Ablauf des Rotte-Prozesses Probleme auftreten, die die Verrottung verzögern. Man kann diese aber mit selbst hergestellten Aktivatoren meist gut und schnell beheben.
Die vom Fachhandel angepriesenen Kompost-Beschleuniger bewirken auch nichts anderes, als durch bestimmte Zusatzstoffe, entweder das Nährstoffangebot oder die Vermehrung der Kleinlebewesen im Komposthaufen zu verbessern. Oft enthalten sie Stickstoffverbindungen, um das C/N-Verhältnis im Kompost-Material zu verbessern oder den Kompost zusätzlich mit Mikroorganismen zu versorgen. Dabei handelt es sich meist um Bakterien aus Kulturen der Gattung Azotobacter, die in der Lage sind, den zusätzlichen Stickstoff in ihren Zellen zu speichern.
Man kann solche Kompost-Beschleuniger und Kompost-Zusätze auch ganz einfach selbst herstellen und so auf die vom Fachhandel angebotenen, recht teuren Produkte verzichten.

Kompost-Beschleuniger selbst herstellen
Tiermist, Algenmehl oder Kräutermischungen stellen mögliche Kompostbeschleuniger dar.
Tier-Mist
Mit tierischem Mist kann man nicht nur den Gartenboden düngen, sondern auch den Nährstoffgehalt im Komposthaufen verbessern und die Verrottung des Kompost-Materials optimieren.
Als besonders wertvoll als Kompostzusatz gilt Geflügelmist. Darunter hat besonders Hühnermist einen vergleichsweise hohen Nährstoffgehalt an Stickstoff mit 1,65 %, 1,6 % Phosphor, 0,9 % Kalium und 2,2 % Calcium. An solche Werte kommt beispielsweise Pferdemist mit nur 0,5 % Stickstoff, 0,3 % Phosphor, 0,5 % Kalium und 0,2 % Calcium überhaupt nicht heran.
Schon gewusst?
Da Phosphor in der Pflanze die Blütenbildung fördert, wird Geflügelmist auch gerne als Zusatz im Blumendünger verwendet.

Korallenalgen-Kalk
Korallenalgen-Kalk ist ein besonders wertvoller Aktivator, denn er enthält neben wertvollen Spurenelementen auch reichlich Magnesium. Er muss aber erst von den Mikroorganismen im Kompost aufgeschlossen werden. Dann aber trägt er entscheidend zur Stabilität der wertvollen Ton-Humuskomplexe im Kompost bei.
Unser Tipp!
Pro Kubikmeter Kompost kann man 3 bis 5 kg Korallenalgen-Kalk zumischen.
Kohlensaurer Düngekalk oder Branntkalk hingegen sind als Zuschlagstoffe für den Kompost gar nicht zu empfehlen. Denn dieser Kalk ist wasserlöslich und geht mit Stickstoff leicht flüchtige Stickstoffverbindungen ein. Mit dem Ergebnis: Der im Kompost dringend benötigte Stickstoff ist einfach weg!
Meeresalgen und daraus gewonnenes Algen-Mehl

Seit Jahrhunderten ernten die Bewohner der Atlantik-Küsten in der Brandungszone auf den Felsen wachsende Grün- und Braunalgen und setzten sie in ihren Gärten als Bodenbedeckung und zur Flächenkompostierung ein.
Diese Meeresalgen enthalten viel Kalium, Calcium, pflanzliches Eiweiß und fast alle Spurenelemente sowie einige Vitamine.
Diese Algen haben kein Meeressalz eingelagert. Deswegen können sie auch zu Algen-Mehl verarbeitet werden. Dieses Algen-Mehl enthält Alginsäure, die Kalk binden kann und damit den Kalkgehalt im Boden, aber auch im Komposthaufen regulieren kann.
Schnell-Kompostierung mit Hilfe von Düngerzusätzen
Durch bestimmte Düngerzusätze kann man die Kompostierung beschleunigen. Das kann mit Hilfe von Stein- oder Tonmehl, tierischem Mist oder Blut-, Horn- und Knochenmehl gelingen. Damit wird selbst aus schwer aufschließbarem Rindenhumus eine ausgezeichnete Topf- und Pflanzerde.
Halbreife Komposterde als Kompost-Beschleuniger
Hat man im Garten neben dem frisch angesetzten Komposthaufen einen zweiten, älteren Komposthaufen, der bereits teilweise zu halb-fertiger Komposterde geworden ist, dann nimmt man einfach ein paar Schaufeln voll dieser Komposterde und mischt sie als Starthilfe in den neuen Komposthaufen.
Diese Komposterde enthält enthält Millionen von Bakterien und Pilzen, mit denen der frische Kompost angereichert werden kann.
Unser Tipp!
Es ist sinnvoll bereits bei der Anlage des neuen Komposthaufens zwischen jede Schicht des Kompost-Materials etwas von dieser wertvollen Komposterde zu streuen.
Zucker als Starthilfe für die Mikroorganismen im Kompost

Vor allem in der Anfangsphase des Rotteprozesses im Kompost brauchen die Mikroorganismen leicht verfügbare Kohlenwasserstoffe, sonst können sie den im Kompost enthaltene Stickstoff als besonders wichtigen Nährstoff nicht verwerten und er geht ungenutzt verloren. Zu solchen von den Mikroorganismen leicht verwertbaren Kohlenwasserstoffe zählt vor allem Glukose, also Zucker.
Unser Tipp!
Um die Mikroorganismen im Rotteprozess zu aktivieren löst man etwa 500 g Zucker mit einem Hefewürfel in lauwarmem Wasser auf und verteilt diese Zucker- Hefelösung mit einer Gießkanne auf dem Komposthaufen.
Zwiebelschalen als Kompostbeschleuniger

Regenwürmer lassen sich nicht nur mit Kaffeesatz, Teeblätter und Baldrian-Tropfen anlocken, auch Zwiebeln ziehen sie magisch an. Mischt man also unter den selbst zusammengestellten Kompostbeschleuniger neben den Tonmineralien und Getreideklee eine Handvoll gemahlene Zwiebelschalen und streut die Mischung über den Komposthaufen, wird man erstaunt sein.
Bereits nach wenigen Tagen wimmelt es im Komposthaufen von Regenwürmern. Entsprechende Versuche an Komposthaufen mit und ohne diesen Kompostbeschleuniger haben ergeben, dass bei einem Zusatz von zerkleinerten Zwiebelschalen die Zahl der Regelwürmer etwa 10 bis 12 mal größer ist.
Humofix®: Kräutermischungen zur Regulation des Rotteprozesses

In der biologisch-dynamischen Landwirtschaft werden spezielle, von Ruolf Steiner entwickelte Präparate, verwendet. Sie enhalten 5 verschiedenen Kräuter: Blüten, Kamille, Löwenzahn, Schafgarbe und Brennnessel-Sprossen, zusammen mit zerkleinerter Eichenrinde. Zusätzlich wird darüber ein Baldrian-Extrakt versprüht.
Mit diesen Präparaten soll der Rotte-Prozess nicht unbedingt beschleunigt, sondern auf sanfte Weise reguliert werden.
Diese aus der biologisch dynamischen Wirtschaftsweise bekannte Kräutermischung wurde von den Engländerin Maye E. Bruce in jahrelangen Versuchen zu einem leichter anwendbaren Kräuterpulver weiterentwickelt. Dieses Pulver enthält nun neben den 5 Kräutern, pulverisierte Eichenrinde, Milchzucker und Honig.
In Großbritannien ist es unter der Bezeichnung Quick-Return-Powder bekannt. Bis zu ihrem Tod im Jahre 1964 stand Maye Bruce in einem anregenden Briefwechsel mit den in der Gärtnerei der Abtei Fulda tätigen Nonnen. Bereits seit 1953 wird dieses Kräuterpulver nach der Rezeptur von Mye Bruce nun auch in der Kloster-Abtei zur Heiligen Maria in Fulda hergestellt und unter dem Namen Humofix® vertrieben.
Von Oberschwester Christa Weinrich wurde die Anwendung von Humofix® weiter verbessert, indem beim Ansetzen eines neuen Kompostes mit dieser Sprüh-Flüssigkeit die einzelne Schichten zunächst waagerecht aktiviert und später, wenn der Komposthaufen seine endgültige Höhe erreicht hat, durch fünf Kanäle, die in den Komposthaufen gebohrt, senkrecht aktiviert.
Bei diesem Verfahren verrottet der Kompost besonders schnell und bei der hohen Anfangshitze werden Unkrautsamen und Keime von Pflanzenkrankheiten vernichtet. Diesen Kompost-Aktivator kann aber auch jeder Hobbygärtner mit etwas Geduld und Zeit selbst herstellen. Mehr dazu lesen Sie in dem 1994 im Kosmos-Verlag Stuttgart erschienenen Buch von Christa Weinrich: Kompostieren wie in der Abtei Fulda.