Familiengarten Tipps
Das Foto zeigt Kamille, Schafgarbe und Löwenzahn

Pflanzenpräparate für den Kompost

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Rudolf Steiner, der Begründer der Biologisch-dynamischen Landwirtschaft, empfiehlt Pflanzenpräparate, die den Rottevorgang regulieren und verbessern können. Insgesamt sind es sechs Präparate:

Das Foto zeigt Kamilleblüten in einer Flüssigkeit
  • Präparat Nr. 501: Blüten der Kamillenpflanze
  • Präparat Nr. 502: zerkleinerte Eichenrinde
  • Präparat Nr. 503: zerkleinerte, blühende Brennessel-Sprossen
  • Pärparat Nr. 504: Blüten des Löwenzahns
  • Präparat Nr. 505: Blüten der Schafgarbe
  • Präparat Nr. 506: Ein Extrakt aus Baldrian-Blüten

Diese Pflanzenpräparate werden in verschiedenen tierischen Häuten aufbewahrt und im Jahresverlauf den verschiedenen Einflüssen von Umwelt und Witterung ausgesetzt, um zu reifen.

Das Foto zeigt eine Wiese mit Löwenzahn

Woher bekomme ich Pflanzenpräparate?

Die genannten sechs Pflanzenpräparate muss man gar nicht selbst herstellen: Man kann sie von einigen, regional tätigen Beratern der Biologisch-dynamischen Landwirtschaft beziehen. Die Bezugsadressen dazu erhält man vom Forschungsring für biologisch-dynamische Wirtschaftsweise, Baumschulenweg 11, 64295 Darmstadt.

Das Foto zeigt den Stamm einer Eiche

Anwendung der Präparate

Auch die Anwendung dieser Präparate in minimalen Dosen wurde von Rudolf Steiner vorgeschrieben:

Vom Baldrian-Präparat werden jeweils 1 bis 2 Milliliter in 5 Liter Wasser gelöst und dann gleichmäßig über den Kompost verteilt.

Von den übrigen 5 Präparaten füllt man jeweils einen gestrichenen Teelöffel in ein ca. einen halben Meter tiefes Loch, welches an bestimmten Stellen in den Komposthaufen gestochen wurde. Dann werden diese Löcher wieder verschlossen.

Diese Präparate regulieren den Verlauf der Kompost-Rotte, indem sie ganz gezielt bestimmte Mikroorganismen und Bodenlebewesen aktivieren und anregen, andere dagegen hemmen.

Schon gewusst?

Von Baldrian beispielsweise ist bekannt, dass er eine fast magische Anziehungskraft auf bestimmte Regenwürmer, den Tauwurm und die Kompostwürmer, ausübt.

Das Foto zeigt Brennnesselsprossen

Exakt festgelegt worden ist auch, wie die Präparate über dem Komposter verteilt werden. Möglich sind dazu zwei verschiedene Verfahren:

Variante 1: Bohrlöcher mit gleichem Abstand

Die Bohrlöcher mit den fünf genannten Präparaten werden auf einer gedachten Längsachse in gleichen Abständen verteilt. Angefangen mit dem Extrakt aus den Kamilienblüten bis zu den Blüten der Schafgarbe. Über die ganze Kompost-Oberfläche wird dann der Baldrian-Extrakt versprüht.

Variante 2: Bohrlöcher auf verschiedenen Meridianen

In der zweiten Variante ist die Verteilung der Prärparate etwas anders: Kamille- und Eichenrinde-Extrakte werden in nebeneinander liegende Bohrlöcher der Kompostmiete gefüllt. Auf dem zweite Meridian liegt nur ein 50 cm tiefe Loch gefüllt mit dem Brennessel-Extrakt. Auf dem dritten Meridian schließlich liegen nebeneinander die Bohrlöcher mit dem Löwenzahn- und dem Schafgabe-Prärparat. Wiederum wird schließlich die gesamte Kompost-Miete mit dem Baldrian-Extrakt besprüht.

Das Foto zeigt Schafgarbe

Humofix®

In jahrelangen Versuchsreihen hat die Engländerin Maye E. Bruce diese Verfahren weiterentwickelt und optimiert. Dabei verwendete sie die gleichen 5 Kräuter, trocknete die Blütenstände möglichst schonend, vermahlte und mischte sie und verarbeitete alles zusammen mit Lactose (Milchzucker) und Honig zu einem feinkörnigen, süßlich duftenden Pulver.

Dieses Pulver wird bereits seit 1950 in der Klostergärtnerei der Abtei Fulda nach dieser Rezeptur zusammengestellt und erfolgreich bei der Kompostierung angewendet. Dieses Mischpräparat wird inzwischen unter der Bezeichnung Humofix® von der Klosterabtei Fulda vertrieben und kann auch von dort bezogen werden.

Wieviel Pflanzenpräparat benötige ich?

Das Foto zeigt Regentropfen

Zur Aktivierung von einem Kubikmeter Kompost reicht es, 6 Gramm des Mischpräparates in 500 ml Regenwasser zu lösen und diese Lösung in einer geschlossenen Flasche 24 Stunden stehen zu lassen. Danach kann diese Flüssigkeit zum Impfen der Kompostmiete verwendet werden.

Entweder durch ein waagerechtes Aktivieren, in dem man nacheinander jede 20 cm hohe Schicht  des Kompostmaterials über die gesamte Oberfläche möglichst gleichmäßig jeweils ein Viertel des Flascheninhaltes besprengt. Oder durch senkrechtes Aktivieren: Dies empfiehlt sich, wenn die Kompostmiete bereits vollständig aufgestellt worden ist und dann nachträglich mit der Humofix®-Lösung aktiviert werden soll, indem sie in fünf Bohrlöcher – in gleichen Abständen über die Kompostmiete verteilt – gegossen und diese Löcher schließlich mit Erde verschlossen werden.

Wer diese Methoden der Kompost-Aktivierung genau kennenlernen und anwenden möchte, dem sei dazu das im Kosmos-Verlag Stuttgart erschienene, von der Ordensschwester Christa Weinrich verfasste Buch Kompostieren wie in der Abtei Fulda empfohlen.

Angärung von Düngern

Das Foto zeigt Keimlinge von Pflanzen in Erde

Ein anderer Pionier der biologisch-dynamischen Landwirtschaft, Karl Stellwag, hat ein Verfahren entwickelt, wie man durch Angärung von Düngern, die notwendigen Düngermengen reduzieren kann: Dazu werden 2 Volumenteile des organischen Düngers mit je 1 Volumenanteil Tonmehl und Gesteinsmehl gemischt. Dazu kommt etwas Kompost-Starter, welcher auch Bodenorganismen enthält.

Diese Mischung wird auf einem Boden ausgebreitet und dann mit einer Mischung aus Baldrianblüten-Extrakt und heißem Wasser besprüht. Dann wird ein Volumenteil Komposterde darunter gemischt und das Ganze zu einem kegelförmigen Haufen aufgeschüttet. Dieser Kegel wird mit einer Schilfmatte oder einer Lochfolie bedeckt. Dann entwickelt sich in diesem Kegel eine starke Hitze.

Nach etwa 3 Tagen ist die Düngermasse soweit angegärt, dass sie auf dem Gartenboden verteilt und oberflächennah eingearbeitet werden kann.  Mit diesem durch Angärung entwickeltem Dünger erzielte Karl Stellwag eine optimale Bodenstruktur mit besonders ertragreichen Ernten.

Wer mehr über diese von Karl Stellwag entwickelte Düngermethode wissen möchte, dem sei dazu das Buch von Ina Jung: Biologisch düngen – Gesunder Boden, weniger Schadstoffbelastung, mehr Ertrag aus dem ECON Taschenbuch-Verlag, Düsseldorf, empfohlen.