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Das Foto zeigt zwei Regenwürmer

Kompost- und Regenwürmern: Artenvorstellung

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Der Kompostwurm gehört zur Familie der Regenwürmer. Dennoch haben der Kompostwurm und der Regenwurm unterschiedliche Lebensweisen und auch verschiedene Aufgaben bei der Verarbeitung von Biomüll, Gartenkompost und im Rotteverlauf. Wir stellen 6 verschiedene Wurmarten vor.

Regenwurm-Arten im Überblick

Der Gewöhnliche Regenwurm (Lumbricus terrestris), auch Tauwurm genannt, der Rote Waldregenwurm (Lumbricus rubellus) und der Braune Laubfresser (Lumbricus castaneus) sind nur drei der weltweit 700 Arten der Gattung Lumbricus aus der Familie der Regenwürmer (Lumbricidae).

Ebenfalls zur Familie der Regenwürmer gehören die Kompostwürmer der Gattung Eisenia. Bei uns am häufigsten vertreten ist Eisenia fetidia. Diesen Kompostwurm nennt man auch Stinkwurm oder Mistwurm. Eng verwandt mit ihm ist die Schwesterart Eisenia andrei, die sich kaum von Eisenia fetida unterscheidet.

Das Foto zeigt eine große Anzahl an Kompostwürmern in einer Wurmkiste

Auch Dendrobaena hortensis, der European Nightcrawler, gehört zu den Würmern aus der Familie der Regenwürmer (Lumbricidae), auf die man im Garten und Komposthaufen stoßen kann. Ebenso die Schwesterart Dendrobaena veneta, eine weitere von 26 Dendrobaena-Arten.

Schon gewusst?

Gemeinsam haben alle erwähnten Arten, dass sie zu den Anneliden, den Ringelwümern (Annelida) mit der Unterklasse der Wenigborster (Oligochata) gehören.

Diese Wenigborster haben bis zu 600 gleichartige Segmente. Diese Würmer bilden einen muskulösen Hautmuskelschlauch, mit dem sie sich unter zu Hilfenahme der seitlichen Borsten kriechend auf und in der Erde oder anderen Substratschichten fortbewegen können.

Der Gewöhnliche Regenwurm oder Tauwurm (Lumbricus terrestris)

Das Foto zeigt einen gewöhnlichen Regenwurm

Der Tauwurm oder Gewöhnliche Regenwurm ist die bekannteste und wohl auch am weitesten verbreitete Regenwurm-Art in Mitteleuropa.

Das außergewöhnliche Aussehen vom Tauwurm

Ausgewachsen kann der Tauwurm Längen zwischen 9 und bis zu 30cm erreichen. Entsprechend dieser Längenunterschiede liegt auch die Anzahl der Segmente zwischen 110 und 180.

Beim Tauwurm läuft das Vorderende spitz zu und die Segmente sind dort entsprechend kleiner. Vor dem ersten Ring befindet sich unter dem Kopflappen die Mundöffnung.

Das Foto zeigt das Vorderende eines Regenwurmes

Das Hinterende des Tauwurm ist dagegen abgerundet. Während die Segmente der vorderen Körperhälfte einen runden Querschnitt haben, sind die hinteren Segmente abgeflacht. Im letzten Segment liegt die Afteröffnung, Pygidium genannt.

Das Foto zeigt das Hinterende eines Regenwurmes

Schon gewusst?

Bei ausgewachsenen, geschlechtsreifen Tauwürmern sind die Segmente Nr. 32 bis 37 verdickt und sattelförmig vom Clitellum überzogen.

Allgemein ist beim Tauwurm der Rücken dunkel rötlich-violett gefärbt, die Unterseite und vor allem das Clitellum viel heller gefärbt.

Der Tauwurm gehört zwar zu den Weingborstern, hat aber immerhin an jedem Segment 8 Borsten. Davon sitzen je 2 an den seitlichen Flanken und je 2 weitere Borsten seitlich an der Unterseite.

Streift man den Regenwurm zwischen zwei Fingern vom Kopf bis zum Hinterende durch, dann spürt man deutlich die seitlich abstehenden Kriechborsten. Sie sind so kräftig, dass er sich damit auch in dichterem Boden- und Kompostmaterial fortbewegen kann.

Das Foto zeigt einen Teil vom Regenwurm in Nahaufnahme. Man erkennt die Borsten.

Regenwürmer haben ein geschlossenes Blutgefäßsystem. Es besteht aus einem Rückengefäß und einem gleich langen Bauchgefäß. Zwischen beiden gibt es viele, quer verlaufende Gefäß-Schlingen. Das Rückengefäß hat kräftige Muskeln, die das Blut nach vorne pumpen und von dort fließt das Blut passiv durch das Bauchgefäß wieder nach hinten.

Geschlechtsteile beim Gewöhnlichen Regenwurm

Das Foto zeigt sowohl den Gürtel, als auch die Blutgefäße des Tauwurmes

Tauwürmer sind, wie alle Regenwürmer, Zwitter. Im Bereich der Segmente 9 bis 13 legen die beiden Samenblasen, von denen aus die Samenleiter zu den 2 männlichen Geschlechtsöffnungen im 15. Segment führen. Die Ovarien liegen im 13. Segment. Von dort führen die Eileiter zu den weiblichen Geschlechtsöffnungen im 14. Segment.

Vorkommen

Tauwürmer findet man vor allem in Lehmböden. Mit Hilfe ihrer gut entwickelten Muskulatur und ihrer kräftigen Borsten sind sie in der Lage, ihre bleistiftdicken, senkrechten Gänge bis 2m tief in diesen mittelschweren Boden zu treiben. Dabei versuchen sie feuchte Erdpartikel an die Seitenwände ihrer Röhre zu drücken. Trockene Erde wird dagegen einfach gefressen.

Das Foto zeigt einen Regenwurm in lehmigem Boden

Hat es tagsüber geregnet und  es ist feucht, kommt der Regenwurm nachts im Schutz der Dunkelheit zur Oberfläche empor-gekrochen. Er tastet die nächste Umgebung der Röhrenöffnung nach losen Grashalmen und anderen Pflanzenresten ab, die er dann in seine Röhre hinab zieht.

Schon gewusst?

Seine Wohnröhre verlässt der Tauwurm nie ganz (Ausnahme: Es regnet stark und er droht zu ertrinken). Mit seinem Hinterende bleibt er immer in der Mündung der Wohnröhre eingehakt.

So kann er sich blitzschnell, wenn Gefahr droht, in die Röhre zurück kriechen. Das passiert beispielsweise, wenn man im Dunkeln mit einer Taschenlampe den Rasen oder Gartenboden nach Regenwürmer absucht, die man als Angelköder einsammeln will.

Hat es dagegen die ganze Nacht weiter geregnet und die meterlangen Wohnröhren füllen sich mit Wasser, dann kommen die Regenwürmer aus ihren Röhren gekrochen, um nicht zu ertrinken. Dann findet man am nächsten Tag ihre leblosen, blassen Körper in den Restpfützen liegend.

Futter und Ernährung

Mit der Erde und den Pflanzenresten nehmen die Regenwürmer auch Mikroorganismen auf, die ihnen helfen ihre vegetarische Nahrung aufzuschließen und zu verdauen.

Regenwürmer graben sich bis zu 2m tief in den Boden. Damit tragen sie intensiv zur Lockerung des Gartenbodens bei. Durch die Verdauung der Pflanzenreste unterstützen sie die Humusbildung in der oberen Bodensubstratschicht.

Das Foto zeigt Wurmhumus auf der Hand einer Person
Befindet sich noch eine große Anzahl an Würmern im Wurmhumus, ist er noch nicht ausgereift genug

Unser Fazit!

Vor Regenwürmern muss man sich nicht ekeln. Sie halt sich, ihre Wohnröhre und die nächste Umgebung stets sauber und sie gehören mit zu unseren wertvollsten Mitarbeiter bei der Bodenpflege und Humusbildung im Garten.

Roter Waldregenwurm (Lumbricus rubellus)

Der Rote Waldregenwurm lebt, anders als der Tauwurm, nicht im Boden, sondern eher im Falllaub, in Totholz (beispielsweise in morschen, sich langsam zersetzenden Baumstümpfen) und in der lockeren, humusreichen obersten Bodenschicht.

Der Rote Waldregenwurm ist, ebenso wie die Kompostwürmer der Gattung Eisenia, in der Lage, Cellulose zu verdauen und noch unzersetztes, pflanzliches Material aufzuschließen. Aber im Gegensatz zu den Kompostwürmern kann sich der Rote Waldregenwurm in die Erde eingraben. Zwar nicht ganz so tief wie der Tauwurm, aber immerhin kann er damit die Wurzeln von vielen Pflanzen erreichen.

Das Foto zeigt zwei Kompostwürmer in unterschiedlichen Stadien

Vorkommen und Lebensraum

Den Roten Waldregenwurm findet man vor allem in kalkreichen Böden, denn dort kann er seinen Calcium-Bedarf decken. Außerdem sollte der Boden leicht sauer sein. Als Europäer ist dieser Waldregenwurm frost-verträglich.

Er ist allerdings mit Lieferungen von Gartenerde und als Köderwurm fast weltweit verschleppt worden. Inzwischen ist er in Nordamerika, in Chile und sogar in Australien heimisch geworden. In Asien wird der Waldregenwurm teilweise in großem Umfang kommerziell gezüchtet, um daraus ein eiweißreiches Pulver herzustellen, welches dann als wertvolles Nahrungsergänzungsmittel oder als Naturmedizin verkauft wird.

Schon gewusst?

Der Rote Waldregenwurm wäre das Non-Plus-Ultra als Kompostwurm. Doch dazu wird er bisher bei uns noch nicht von Züchtern und im Fachhandel angeboten. Dies “Privileg“ genießen bisher die Kompostwürmer der Gattung Eisenia.

Und was unterscheidet den Roten Waldregenwurm vom Tauwurm?

Der Rote Waldregenwurm bleibt mit Körperlängen zwischen 6 und 15cm kleiner als der Tauwurm. Entsprechend gliedert sich sein Körper in „nur“ 100 Segmente.

Seine Körperfarbe ist rötlich braun, rot oder violett. Die Färbung nimmt zum Körperende hin an Intensität ab. Das Clitellum überdeckt beim Roten Waldregenwurm die Segmente Nr. 26 bis 32. Doch wer zählt schon bei den Regen- und Kompostwürmer die Segmente?

Brauner Laubfresser (Lumbricus castaneus)

Der Braune Laubfresser ist eine weitere einheimische Regenwurm-Art, die nur 3 bis maximal 8cm lang wird und eine kastanienbraune bis violette Körperfärbung hat. Im Unterschied zu den beiden oben vorgestellten Regenwurm-Arten ist beim Braunen Laubfresser der Hinterleib ebenso intensiv kastanienbraun gefärbt, wie der Vorderkörper.

Futter und Ernährung

Das Foto zeigt Falllaub im Garten

Der Brauen Laubfresser hält sich die meiste Zeit über der Erde auf, wo er sich von Falllaub und Laubstreu, von kompostierten Pflanzenresten und vom Kot anderer Pflanzenfresser ernährt.

Er produziert selbst das Enzym Cellulase und ist damit in der Lage auch Cellulose abzubauen und zu verdauen. Allerdings braucht er dazu jeden Tag 3 bis 6 Stunden, um ungestört verdauen zu können.

Vorkommen

Der Braune Laubfresser kommt fast in ganz Europa vor, wo man ihn in Laubwäldern, in Gärten und auf Weideland findet. Auch in Nordamerika kommt er vor. Und nach Neuseeland und Island ist er wohl auch verschleppt worden.

Kompostwurm Eisenia fetida

Das Foto zeigt einen Kompostwurm "Eisenia Fetida"

Der Kompostwurm, auch Stinkwurm oder Mistwurm genannt, gehört auch zur Familie der Regenwürmer. Auch wenn er längst nicht so bekannt ist, wie der Gewöhnliche Regenwurm oder der Tauwurm, ist der Kompostwurm in Europa genau so weit verbreitet und mindestens genau so häufig.

Ein ausgewachsener Eisenia fetida wird zwischen 6 und 12cm lang bei einem Durchmesser der Segmente von nur 3 bis 6mm. Der Körper ausgewachsener, geschlechtsreifer Kompostwürmer ist in 80 bis 120 Segmente gegliedert. Der Vorderkörper ist zylindrisch geformt, der Hinterkörper dagegen vierkantig.

Unser Tipp!

Wenn man einen Kompostwurm zwischen zwei Finger nimmt und dann langsam den Körper bis zum Hinterende entlang streift, fühlt man den Unterschied vom zylindrischen Vorderkörper zum eckigen Hinterkörper.

Das Clitellum überdeckt 6 bis 8 Segmente und erstreckt sich vom 24. oder 25. bis zum 32. bis 34. Segment.

Wie alle Regenwürmer so ist auch der Kompostwurm ein Zwitter. Er kann sich aber nicht selbst befruchten. Dazu gehören immer 2 Partner.

Kompostwürmer werden in großen Mengen in speziellen Wurmfarmen gezüchtet. Denn der Kompostwurm wird als Besatz für die Wurmbox oder den Komposthaufen, als Angelköder oder als Lebendfutter für Fische verkauft.

Schon gewusst?

Der Kot der Kompostwürmer gilt als wertvoller Biodünger!

Kompostwurm Eisenia andrei

Das Foto zeigt einen Kompostwurm "Eisenia Andrei"

Der Kompostwurm E. fetida hat eine Schwesterart, Eisenia andrei. Beide Kompostwurm-Arten sind äußerlich kaum voneinander zu unterscheiden. Ausgewachsene Exemplare haben die gleichen Körperlängen und den gleichen Durchmesser. In ihrer Körperform und -größe sind beide Arten praktisch nicht zu unterscheiden.

Lediglich in der Färbung kann es Unterscheide geben: Eisenia andrei ist einfarbig und durchgehend rotbraun. Bei E. fetida hingegen sind die Furchen zwischen Segmenten heller gefärbt, ebenso wie die Bauchseite, die heller ist.

Beide Eisenia-Arten haben ihren Ursprung in Europa. Während aber Eisenia fetida in ganz Europa vorkommt, sind Wildfänge von Eisenia andrei bisher nur aus Westeuropa und von Norwegen bekannt. In Mitteleuropa sind Wildvorkommen von Eisenia andrei bisher nicht nachgewiesen.

Aber auf deutschen Wurmfarmen werden beide Kompostwürmer gezüchtet. So dürften in den kommenden Jahren auch erste Nachweise von Wildvorkommen von Eisenia andrei in Deutschland zu erwarten sein.

Das Foto zeigt Kompostwürmer

Dendrobaena hortensis

Der European Nightcawler Dendrobaena hortensis, einen deutschen Namen hat dieser „europäische Nachtkriecher“ bisher nicht, wurde bis 2003 in der Gattung Eisenia geführt. Seit 2003 gehört er zur Gattung Dendrobaena, die insgesamt 27 Arten umfasst.

Dendrobaena hortensis hat eine Körperfärbung, die zwischen bläulich und grau-rosa variieren kann. Dadurch, dass die Rillen zwischen den einzelnen Segmenten heller als die Segmente gefärbt sind, bekommt dieser Kompostwurm ein gebändertes Aussehen. Die Schwanzspitze ist dagegen hell-gelb bis cremefarben. Hat dieser Kompostwurm noch nicht gefressen, dann ist er blass-rosa gefärbt.

Bisher wird Dendrobaena hortensis in Angelshops als Angelköder verkauft. Daneben wird er aber auch zunehmend als Wurm zum Kompostieren von Garten- und Küchenabfällen angeboten.

Das Foto zeigt einen Kompostwurm "Eisenia hortensis"

Kompostwurm und Regenwurm- So schwer zu unterscheiden

Kompostwurm oder Regenwurm? Selbst Wurm-Experten haben große Schwierigkeiten, die hier vorgestellten Regen-, bzw. Kompostwürmer sicher voneinander zu unterscheiden. Auch in ihrer Verbreitung in Mitteleuropa ähneln sie sich: Alle 6 Arten können auch im Garten vorkommen. Entweder im Boden, wie der gewöhnliche Regenwurm, oder auf dem Boden, in der Humusschicht, im Falllaub und Mulch oder auch auf oder im Komposthaufen.

Alle hier vorgestellten drei Kompostwürmer sind zugleich auch Regenwürmer der Familie Lumbriciden. Aber sind die drei Regenwurmarten der Gattung Lumbricus zugleich auch Kompostwürmer? Dies mit Hilfe einer Wurmbox zu testen, wäre einen Versuch wert, oder?