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Das Foto zeigt eine Dunkle Erdhummel an einer Blüte

Dunkle Erdhummel (Bombus terrestris)

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Steckbrief: Alles auf einen Blick

  • Art: Dunkle Erdhummel (Bombus terrestris)
  • Verbreitung: Europa, Nordafrika, Kleinasien, eingeführt in Neuseeland, Südamerika, Japan
  • Lebensraum: offenes Gelände wie Wiesen, Felder und Gärten
  • Körperlänge: Königin 2,5 – 2,8 cm
  • Gewicht: ca. 0,7 – 1 g
  • Nestbau: unterirdisches Erdnest, Maulwurf- und Mäusegänge, auch Hummelkästen
  • Hummelvolk: ca. 500 Hummeln
  • Kommerzielle Zucht: als Bestäuber von Obst- und anderen Nutzpflanzen
Das Foto zeigt eine fliegende Hummel

Merkmale der Dunklen Erdhummel: So sieht eine Dunkle Erdhummel aus!

Die Dunkle Erdhummel wird zwischen 2,5 und 2,8 cm groß. Die Körpergrundfärbung ist dunkel, fast schwarz mit jeweils einer gelb-orangen Binde auf Brust und Hinterleib und weiß behaarten Rückenschilden auf den Hinterleib-Segmenten.

Die Anordnung der hellen Tergite ist gleich wie bei der Hellen Erdhummel und auch die Färbung dieser hellen Tergite ähnelt sich, sodass die beiden Schwesterarten – Dunkle und Helle Erdhummel – im Gelände kaum zu unterscheiden sind.

Die Dunkle Erdhummel hat einen verhältnismäßig kurzen Rüssel. Bei der Königin ist der Rüssel zwischen 9 und 10 mm, bei den Arbeiterinnen 8 bis 9 mm und bei den Männchen (Drohnen) ungefähr 8 mm lang.

Das Foto zeigt eine Erdhummel, die sich an einer weißen Blüte festhält

Dunkle Erdhummeln von anderen Arten unterscheiden

Der deutsche Name Dunkle Erdhummel ist irreführend. Denn so dunkel gefärbt ist sie eigentlich gar nicht. Von ihrer Schwesterart, der Hellen oder Hellgelben Erdhummel Bombus lucorum unterscheidet sie sich durch die Färbung der hellen Binden.

Die Männchen (Drohnen) der Dunklen Erdhummel haben eine orange-gelbe Binde auf der Brust, die bei den Drohnen der Hellen Erdhummel etwas heller gelblich gefärbt ist. Bei den Königinnen und Arbeiterinnen der Dunklen Erdhummel kann die orange-gelbe Binde auf der Brust vorhanden sein oder fehlen. Die gleichen Farbunterschiede zwischen beiden Arten gibt es bei der zweiten Rückenplatte T2 (2. Segment) des Hinterleibs. Das Kopfschild ist sowohl bei den Könniginnen, Arbeiterinnen und Drohnen beider Arten vollständig  schwarz behaart.

Exakter und besser als sicheres Unterscheidungsmerkmal zwischen beiden Hummel-Arten ist der Abstand der drei Punktaugen (Ocellen) auf dem Kopf. Bei der Dunklen Erdhummel ist der Abstand zwischen den Punktaugen etwa halb so groß wie der Durchmesser des mittleren Punktauges. Bei der Hellen Erdhummel ist der Abstand zwischen den Punktaugen (Ocellen) viel größer als bei der Dunklen Erdhummel. Der Abstand  entspricht etwa drei Viertel des Durchmessers vom mittleren Punktauge.

Das Foto zeigt eine Hummel, die sich an einer Blüte festhält

Wichtig!

Dieses Unterscheidungsmerkmal lässt sich verständlicherweise im Gelände am lebenden Tier kaum verwenden.

Bei den Drohnen beider Arten sind die 3 Rückenplatten T4 bis T6 des Hinterleibs weiß behaart. Bei den Königinnen und Arbeiterinnen der Dunklen Erdhummel sind dagegen nur T4 und T5 (4. und 5. Segment des Hinterleibs) weiß behaart. Ihnen fehlt auch die gelbe Binde auf der Brust.

Das Foto zeigt eine Nahaufnahme der Dunklen Erdhummel

Gefährdung – Ist die Dunkle Erdhummel selten?

Nein, die Dunkle Erdhummel ist eine unserer häufigsten Hummel-Arten in Europa.

Das Foto zeigt eine Dunkle Erdhummel, an deren Fell Blütenstaub hängt

Lebensraum der Dunklen Erdhummel

Die Dunkle Erdhummel besiedelt die unterschiedlichsten Lebensräume in Europa.

Speiseplan

Die meisten Hummeln haben einen langen Rüssel, mit dem sie selbst in tiefen Blütenkelche bis an den Nektar und die Pollen reichen können. Nicht so die Dunkle Erdhummel. Sie hat einen kürzeren Rüssel. Deshalb muss sie vor allem kleine Blüten besuchen oder die Blüten seitlich anstechen, um an den Blütennektar zu kommen.

Das Foto zeigt den Rüssel einer Hellen Erdhummel

Sie ernährt sich von Korbblütlern (Z.B. Zinien), die mit gut zugänglichen Röhrenblüten kein Problem für die Dunkle Erdhummel darstellen.

Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/d/d7/Zinnia_elegans_with_Bombus_01.JPG/640px-Zinnia_elegans_with_Bombus_01.JPG?uselang=de

Auf dem „Speiseplan“ der Dunklen Erdhummel stehen in unseren mitteleuropäischen Gärten neben vielen Korb- und Doldenblütlern vor allem der Rote Klee, die Blüten von Brombeeren, Himbeeren, Johannisbeeren und Stachelbeeren und blühende Obstbäume: Äpfel, Birnen, Pflaumen und Kirschen.

Das Foto zeigt eine Erdhummel auf einer Christrose

Das Leben der Dunklen Erdhummel im Jahresverlauf

Nach dem Paarungsflug und der Begattung der künftigen Hummel-Königin durch eine Drohne sucht die Jung-Königin nach einer geeigneten Möglichkeit zum Überwintern. Das kann ein Erdloch oder auch ein Platz im dichten Falllaub Haufen sein.

Bereits im Februar oder März bei Temperaturen von mindestens 2 bis 5 Grad Celsius taucht die Jungkönigin wieder aus ihrem Winterquartier auf und fliegt zu blühenden Weidenkätzchen und anderen Trachtpflanzen, um sich von den Pollen und dem Nektar der Blüten zu ernähren und die Energie-Reserven wieder aufzufüllen.

Nestsuche

Gleichzeitig beginnt sie, nach einem geeigneten Platz für das künftige Hummel-Nest zu suchen. Das kann ein verlassenes Mäusenest oder ein Hohlraum unter einem größeren, flachen Stein dicht unter der Erdoberfläche sein. Gerne wird auch eine künstliche Nisthilfe wie ein Hummel-Kasten angenommen.

Das Foto zeigt einen Hummelkasten der im Gebüsch steht

Das Nest wird meist mit Moos ausgepolstert. Dann legt die Königin tönnchen-förmige Zellen an, speichert Pollen und Nektar darin und legt jeweils ein Ei in jede dieser Zellen.

Die Larven

Die Larven werden von der Königin gewärmt, indem sie ihren Hinterleib eng an die von Larven bewohnten Zellen presst. Durch ihren Stoffwechsel produziert die Hummelkönigin so viel Wärme im Brustraum, dass diese mit dem Blut in den Hinterleib geleitet wird. Den Hinterleib presst sie an die Brutzellen und gibt so die für die Entwicklung der Eier und Larven notwendige Wärme ab.

Verständlicherweise kostet dies die Hummelkönigin viel Energie. Deshalb muss sie bei den im zeitigen Frühjahr in Mitteleuropa herrschenden niedrigen Temperaturen Tag für Tag 600 mg Zucker aufnehmen, um ihre Brut aufziehen zu können. Dazu muss sie nach und nach einige hundert Blüten besuchen, um genügend Nektar und Blütenpollen zu sammeln. Deshalb sollte der Nistplatz umgeben von möglichst vielen blühenden, nektarreichen  Pflanzen sein.

Schon gewusst?

Sind die Larven einige Tage alt, gibt die Königin ein Pheromon ab, welches bewirkt, dass sich die Larven zu Arbeiterinnen entwickeln.

Arbeit der Arbeiterinnen

Das Foto zeigt eine Dunkle Erdhummel, die an einer Blüte Nektar saugt

Sobald diese Arbeiterinnen aus ihren Zellen geschlüpft sind, übernehmen sie die Erweiterung des Nestbaus, das Sammeln von Pollen und Nektar und später auch das Großziehen der nächsten Larven, während sich die Hummelkönigin von nun an auf das Legen weiterer Eier beschränkt.

Die Dunkle Erdhummel ist sicher die am besten erforschte Hummel-Art, nicht nur Europas. So weiß man inzwischen, dass es bei den Arbeiterinnen so etwas wie eine Arbeitsteilung gibt.

Die ersten Tagen verbringen alle Arbeiterinnen im Nest, um sich die Brut zu kümmern und die Larven zu ernähren. Die kleinsten dieser Arbeiterinnen bleiben ihr weiteres Leben im Nest, während die größeren Arbeiterinnen auf Nahrungssuche gehen, Pollen und Nektar sammeln und ins Nest bringen.

Schon gewusst?

Je größer die Arbeiterin ist, desto früher verlässt sie das Nest, um Pollen und Nektar zu sammeln. Größeren Sammlerinnen können ihre Körperwärme besser regulieren und deshalb auch plötzliche Temperatureinbrüche und ungünstige Wetterverhältnisse  besser überstehen, als ihre kleineren, im Nest gebliebenen Artgenossinen.

So wächst dieser Stamm nach und nach auf bis ca. 500 Hummeln an. Das ist meist bis Ende Juni erreicht. Nun werden die künftigen Jungköniginnen und Drohnen aus den Larven herangezogen.

Das Foto zeigt eine Dunkle Erdhummel an einer Blüte

Aggressives Verhalten gegen das eigene Volk

Neigt sich die Hummel-Population im Juni dem Ende zu, dann werden einige Arbeiterinnen zunehmend aggressiv gegenüber anderen Arbeiterinnen, aber auch gegenüber Eindringlingen ins Nest.

Einige fangen sogar an, selbst ein Waben-Nest zu bauen und unbefruchtete, d. h. männliche Eier zu legen. Die Königin versucht diese Eier zu fressen. Einige Arbeiterinnen versuchen die von der Hummelkönigin gelegten Eier zu fressen.

Bereits nach einem Tag ist dieses aggressive Verhalten der Arbeiterinnen wieder erloschen. Wahrscheinlich sind sie nur innerhalb von 24 Stunden in der Lage, zwischen ihren und den von anderen Arbeiterinnen gelegten Eiern zu unterscheiden.

Dieses Verhalten wird nicht nur bei den beiden Erdhummel-Arten, sondern auch bei Steinhummeln und einer chinesischen Hummel-Art, Bombus festivus, beobachtet.

Parasiten und Krankheiten der Dunklen Erdhummeln

Die Dunkle Erdhummeln können von der Keuschen Kuckuckshummel Bombus vestalis überfallen werden.

Verbreitung und kommerzielle Nutzung

Die Dunkle Erdhummel ist eine der häufigsten europäischen Hummel-Arten. Sie kommt in ganz Europa vor, sowie in Teilen von Nordafrika und Kleinasien.

Dunkle Erdhummeln besiedeln Wälder, Wiesen und Gräser in Hanglagen, Gärten und Felder von der Tiefebene bis ins Gebirge.

Die Dunkle Erdhummel ist inzwischen auch die häufigste Hummel-Art in der kommerziellen Zucht. So wird sie beispielsweise in den Niederlanden zur Bestäubung der Tomatenpflanzen in den Gewächshaus-Kulturen eingesetzt.

Das Foto zeigt die gelben Blüten einer Tomatenpflanze

Selbst in Amerika und Asien wird sie inzwischen gezüchtet und zum Bestäuben von blühenden Kulturpflanzen eingesetzt. Dabei sind Dunkle Erdhummeln in Japan und Südamerika aus Zuchten entwichen, haben sich rasch vermehrt und wildlebende Populationen gegründet, sodass sie bereits beginnen, einheimische Hummel-Arten zu verdrängen. 

Bereits im 19.Jahrhundert wurden Dunklen Erdhummel nach Neuseeland gebracht, um dort die Blüten des Roten Klees zu bestäuben, die sonst keine Samen bilden würden. Und diese Erdhummeln haben sich überraschend schnell über die ganze Südinsel Neuseelands ausgebreitet. Wie sie allerdings ins 1500 km entfernt gelegene Tasmanien an der Südspitze Australiens gelangen konnten, ist bisher ungeklärt.