Terra Preta – Zertifizierte Pflanzenkohle aus dem Amazonasgebiet. Industriell hergestellt werden kann die Pflanzenkohle, ein wichtiger Bestandteil der Terra Preta.
Das Potential der Terra Preta

Terra preta gibt es erwiesenermaßen im Amazonasgebiet seit einigen Tausend Jahren. Es ist aber bisher noch nicht gelungen, das Original, die Terra Preta, künstlich herzustellen. Deshalb beschränkt man sich darauf, die Pflanzenkohle, den wichtigsten Bestandteil der Terra preta, zu produzieren und zwar durch Pyrolyse.
Dabei werden das Holz und andere pflanzliche Biomasse bei gedrosselter Sauerstoffzufuhr langsam verschwelt – ähnlich wie die Köhler früher in ihren Meilern Holzkohle gewonnen haben.
Verwendung von Pflanzenkohle im Garten

Pflanzenkohle kann im Garten vor allem zur Bodenverbesserung eingesetzt werden. Pflanzenkohle hat eine sehr große innere Oberfläche – beispielsweise 300 Quadratmeter bei nur einem Gramm Pflanzenkohle! Deswegen kann sie größere Mengen von Wasser und Nährstoffen speichern, Schadstoffe adsorbieren, den Boden lockern und belüften.
Pflanzenkohle wird beispielsweise bei sand-reichen Böden eingesetzt, um deren Fähigkeit Wasser zu speichern zu verbessern. Oder zur Belüftung verdichteter, tonhaltiger Böden.
Schon gewusst?
In Kombination mit organischen Düngern steigert die Pflanzenkohle die Humusbildung und Fruchtbarkeit des Gartenbodens.
Weitere Anwendungsbeispiele und Einsatzmöglichkeiten von Pflanzenkohle

Der Anteil an Pflanzenkohle, die im Garten zur Verbesserung der Bodenverhältnisse eingesetzt wird, ist verschwindend gering. Im Vergleich wird sie als Dämmstoff in der Bauindustrie, als Futtermittelzusatz und Nahrungsergänzungsmittel, zur Herstellung von Lebensmittelfarben, zur Trinkwasser- und Abwasserbehandlung oder als medizinische Kohletabellen zur Behandlung von Diarrhoe bedeutend öfter verwendet.
An dieser Stelle soll aber auch nicht verschwiegen werden, dass sich die ökologischen Bedenken gegen die Verkohlung der knapper werdenden Holzbestände im großindustriellen Maßstab mehren. Bäume benötigt man dringend zur Bewältigung der Folgen des Klimawandels.
Unser Tipp!
Pflanzenkohle könnte als Mittel zur Bodenverbesserung künftig einen Teil der Kohlendioxid-Emissionen im Laufe der globalen Klima-Erwärmung kompensieren.
Pflanzenkohle im Garten selbst herstellen?
Davon muss dringend abgeraten werden. Denn bei der Pyrolyse können hochgiftige aromatische Kohlenwasserstoffe gebildet werden, die beim Einbringen der Pflanzenkohle den Boden kontaminieren.
Bei der Pyrolyse entweicht ein Pyrolysegas aus einer Mischung von Kohlendioxid, Wasserstoff und Methan. Es entsteht ein flüssiges Kreosat, das krebs-errengende Substanzen enthalten kann. Die Herstellung von Pflanzenkohle sollte man deshalb der dafür ausgestatteten Industrie überlassen.
Industrielle Herstellung von Pflanzenkohle durch Pyrolyse
Industrielle Pflanzenkohle stellt man durch Pyroloyse her, d.h. unter Luftabschluss bei Temperaturen zwischen 380 und 1.000 Grad Celsius. Unter Wasserabspaltung bildet sich dabei neben der Pflanzenkohle, viel Wärme und ein Synthesegas.
Dabei werden unter Umständen Rauchgase freigesetzt, die zur Luftverschmutzung beitragen können.
Wichtig!
Industriell hergestellte Pflanzenkohle wird von der EU nur zertifiziert, wenn bei der Herstellung keine unverbrannten Pyrolysegase in die Luft entweichen. Auch im Garten sollte man nur Pflanzenkohle verwenden, die entsprechend zertifiziert ist.
Terra preta do Indio

Unsere Vorstellung vom üppig wuchernden Regenwald des Amazonasbeckens täuscht: Durch die hohen Temperaturen und die starken Niederschlägen sind die Böden ausgewaschen und ausgelaugt. Zurückgeblieben sind stark verwitterte, alte Böden, die zwar reich an Aluminium- und Eisenoxiden, aber sehr nährstoffarm sind.
Hinzu kommt, dass die, in den feuchten Regenwäldern reichlich anfallende, Biomasse an Pflanzenresten sich rasch zersetzt, aber sofort wieder in den Stoffhaushalt der Amazonas-Wälder integriert wird. So fehlt sie für eine Humusbildung der Böden.
Indiostämme im Amazonasgebiet

Wie kommt es dann, dass trotz solcher kargen Böden der Amazonas seit Jahrhunderten von Indio-Stämmen besiedelt wird? Diese leben dort weitgehend autark und betreiben eine intensive Landwirtschaft.
Am Rand ihrer Siedlungen haben die Indios ihre Bio-Abfälle abgelegt. Durch den über viele Jahre dauernden Eintrag von Holzasche, Küchenabfällen und Essensresten, Knochen, Dung und Fäkalien ist die Terra Preta entstanden (Terra Preta ist aus dem Portugiesischen übersetzt Schwarze Erde, genannt nach der dunklen Farbe dieser Böden).
Durch die in der Schwarzen Erde lebenden Mikroorganismen und Wirbellosen wurden die in der Terra Preta enthaltenen organischen Substanzen teilweise abgebaut und in tiefere Bodenschichten verlagert.
Auf diese Weise sind bis zu 2m tiefe Bodenhorizonte entstanden. Diese haben einen hohen Nähstoffgehalt und können deswegen zum Anbau der Feldfrüchte und Nutzpflanzen der Indiostämme verwendet werden.
Zu den besonderen Eigenschaften trägt vor allem die Pflanzenkohle bei, die bis zu einem Fünftel des Kohlenstoffgehaltes ausmacht und nur sehr langsam abgebaut wird. Die Pflanzenkohle trägt damit wesentlich zur Struktur und Stabilität der Terra Preta-Böden bei. Manche dieser Terra Preta sind schätzungsweise bis zu 2.000 Jahre alt.
Terra Preta als Nährstoffspeicher
Die Terra Preta kann große Mengen an Nährstoffen speichern: Etwa doppelt soviel Stickstoff und viermal mehr Phosphor als die umliegenden, ausgewaschenen und ausgelaugten Ferralsol-Böden des Amazonasgebietes. Sie enthält durchschnittlich 250 t Stickstoff pro ha und 50 t Pflanzenkohle / ha. Das ist bis zu siebzig mal mehr Pflanzenkohle als die Ferralsol-Böden.
Außerdem steigert die Pflanzenkohle das Wasserspeichervermögen und die Durchlüftung der Terra Preta.