Flüssigdünger – Flüssigkomposte, Pflanzenjauchen, Pflanzenbrühen und -tees und Kaltauszüge aus Pflanzen rücken wieder in den Focus der Gartenpflege. Dabei gibt es Jahrhunderte alte, bewährte Rezepturen. Solche Flüssigdünger kann man ganz einfach, mit einem geringem Aufwand selber herstellen. Das Ausgangsmaterial, die dazu benötigten Pflanzen hat man oft schon als Unkräuter im Garten stehen.
Das wachsende Interesse an solchen natürlichen Flüssigdünger hat auch die Gartenbedarfs-Industrie bemerkt und so bekommt man inzwischen in Gartenfachgeschäften industriell getrocknete und gemahlene Brennnesselblätter oder klein gehäckselte Ackerschachtelhalme.

Pflanzenjauchen
Während tierische Jauchen – besser bekannt als Gülle – stark konzentrierte Brühen sind, sind die Pflanzenjauchen eher leichte, schwächer konzentrierte Flüssigdünger. Pflanzenjauchen dienen, je nach Art, zur Stärkung von Jungpflanzen, zum Abwehren von Pilzkrankheiten oder als Repellents zur Abwehr von Schädlingen.

Herstellung von Pflanzenjauchen
Wer Flüssigdünger in Form einer Pflanzenjauche herstellen möchte, verwendet Stängel und Blätter. Jedoch auf keinen Fall Blütenstände und Samen, denn damit würde man die Pflanzen ungewollt im Garten verbreiten.
Die für eine Pflanzenjauche verwendeten Pflanzen werden klein geschnitten und in einem verschließbaren Eimer, einem Regen-oder Holzfass, einem Gefäß aus gebranntem Ton oder einem Bottich aus Kunststoff in Verhältnis 1 : 10 mit Wasser aufgefüllt.
Also beispielsweise 1kg Pflanzenmaterial gemischt mit 10 Liter kaltem, möglichst weichem Wasser.
Wichtig!
Verwendet man einen Kunststoffbehälter, dann aus stabilem Polyethylen, jedoch nicht aus PVC oder einem anderen chorhaltigen Plastikmaterial. Das im PVC enthaltene Chlor löst sich mit der Zeit in der Jauche und schadet ihr.
Den Behälter stellt man an einem im Schatten liegenden Platz auf, damit sich die Mischung nicht zu stark aufheizt und die Vergärung zu schnell abläuft.
Dann wird der Behälter mit dem Pflanzenmaterial bis zum Rand mit Wasser aufgefüllt und dann mit einem Deckel verschlossen.

Der Behälter wird ein- bis zweimal am Tag kurz geöffnet und die Mischung kräftig umgerührt, damit möglichst viel Luft in die Lösung kommt. Am besten gelingt das mit einem der früher üblichen Wäschestampfer, mit dem man die Luft einfach hineinstoßen kann.

Nach 2 bis 3 Tagen sollten die ersten Blasen in der Flüssigkeit aufstiegen – ein Zeichen, dass der Gärprozess begonnen hat. Bald darauf beginnt die Flüssigkeit zu schäumen und scheußlich zu stinken. Auch deswegen sollte man den Behälter mit einem Deckel verschlossen halten.
Je nach verwendetem Pflanzenmaterial und Temperatur ist die Vergärung abgeschlossen, wenn sich das Pflanzenmaterial in der Jauche aufgelöst hat. Treiben noch einige, besonders hartnäckige Pflanzenstiele in der Jauche, fischt man sie vorsichtig mit einer Gartengabel oder einem Rechen heraus und setzt sie auf dem Komposthaufen ab.
Einsatz von Pflanzenjauche

Zum Gießen entnimmt man jeweils 2 Liter aus der Jauche und lässt sie durch ein Küchensieb in eine Gießkanne laufen. Die Gießkanne füllt man dann mit 8 Liter Wasser auf.
Diese Flüssigkeit gießt man einmal alle 14 Tage an einem bedeckten Tag (jedenfalls nicht in voller Sonne) abends oder morgens auf den Gartenboden der Pflanzenbeete oder Baumscheiben.
Wichtig!
Pflanzenjauche nie direkt über die Pflanzen geben. Das würden die Pflanzen nicht überleben.
Wirkung
Der Gartenboden wird durch die Pflanzenjauche nicht nur mit Stickstoff gedüngt, sondern auch mit anderen, organischen Stoffen und reichlich Bakterien und Algen angereichert.
Der Boden wird bereits nach 2 bis 3 Behandlungen mit Pflanzenjauche lockerer und fein-krümelig. Mikroorganismen und Wirbellose, unter ihnen auch die willkommenen Regenwürmer, vermehren sich rasch und auch die Pflanzen wachsen schneller und üppiger als auf nicht mit Pflanzenjauche gedüngten Beeten.
Pflanzenjauchen kann man auch als Aktivator für einen gesunden und von vielen nützlichen Mikroorganismen und Wirbellosen genutzt Boden verwenden.

Wichtig!
Einige Gemüsepflanzen vertragen den hohen Stickstoffgehalt der Pflanzenjauche nicht: Dazu gehören Erbsen, Möhren, Zwiebeln und Knoblauch.
Pflanzenbrühen

Um Pflanzenbrühen herzustellen werden frische oder getrocknete Pflanzen verwendet.
Herstellung
Pflanzen werden einen Tag lang in möglichst weichem Wasser eingeweicht und anschließend ungefähr 30 min lang gekocht. Dann lässt man diese Brühe abkühlen, siebt die Pflanzenreste ab und die Pflanzenbrühe ist einsatzbereit.
Verwendung von Pflanzenbrühen
Verwendet werden für solche Pflanzenbrühen vor allem Lavendel, Thymian, Rosmarin und Minzen, die reichlich ätherische Öle enthalten, mit deren Hilfe Pflanzenschädlinge bekämpft werden können. Leider gehen beim Aufbrühen viele andere, wertvolle Inhaltsstoffe verloren.
Das Herstellen von Pflanzenbrühen ist jedoch aufwendig, zumal immer nur kleine Portionen hergestellt werden können. Man kann die Brühen auch nicht aufheben und lagern, man muss sie möglichst sofort im Garten einsetzen, sonst verlieren sie ihre Wirkung.
Pflanzentees

Pflanzentees haben eine ähnliche Wirkung wie Pflanzenbrühen. Der wesentliche Unterschied ist aber, dass bei der Zubereitung von Pflanzentee die zerkleinerten, oft auch getrockneten Pflanzenteile sofort mit kochend heißem Wasser aufgegossen werden. Dann lässt man den Pflanzentee einige Stunden ziehen und verwendet ihn anschließend auch innerhalb eines Tages.
Pflanzen-Suds
Ein Sud aus Pflanzen wird ähnlich hergestellt wie ein Pflanzen-Tee. Dazu werden frische oder getrocknete Blätter der Pflanze kurz aufgekocht, dann lässt man den Sud vollständig abkühlen und siebt dann die Pflanzenreste heraus. Anschließend kann die Lösung direkt versprüht werden.
Pflanzen-Kaltwasserauszug
Beim Kaltwasserauszug legt man das für den Auszug bestimmte Pflanzenmaterial für 12 bis 24 Stunden in klares Wasser. Man verwendet den Auszug anschließend sobald wie möglich.
Solch einen Kaltwasserauszug wird überwiegend mit Pflanzen vorgenommen, die zum Schutz von Gartenpflanzen und zur Vertreibung von Schadinsekten genutzt werden. Er wird vor allem dann empfohlen, wenn nur bestimmte der aktiven Inhaltsstoffe der Pflanzen zur Wirkung kommen sollen.
Vorteile von biologischen Flüssigdüngern
Mit der richtigen Auswahl und Verarbeitung bestimmter Pflanzen kann man mit biologischen Flüssigdüngern oftmals erstaunliche Ergebnisse erzielen: Nicht nur die Bodenstruktur verbessern und die Pflanzen stärken und fördern, sondern auch ihre Widerstandskraft gegen Pilzbefall und andere Pflanzenkrankheiten stärken, sowie auch manchen Schädling in die Flucht schlagen.

Bei der Herstellung von Flüssigdüngern lösen sich nicht nur viele Nährstoffe, sondern auch manche von den Pflanzen selbst gebildete Schutzstoffe – Phytonzide genannt – im Wasser, wo sie sofort ihre volle Wirkung entfalten können. Wirkstoffe, die bei Festkompost bei der monate- bis jahrelangen Lagerung im Komposthaufen abgebaut werden und verloren gehen.
Ein kleiner Nachteil: Flüssigdünger – oder Flüssigkomposte, wie man sie bisweilen auch nennt – wirken zwar sofort , aber im Gegensatz zum festen Kompost ist ihre Wirkung auch schnell wieder verpufft. Will man mit Flüssigdüngern eine nachhaltige Wirkung erzielen, muss man sie regelmäßig (wöchentlich bis vierzehntägig) einsetzen.
Ein weiterer Unterschied zum festen Kompost: Während im Festkompost unzählige Mikroorganismen und Wirbellose heimisch sind und aktiv an der Verkompostierung des Schnittgutes und anderen Bioabfällen mitarbeiten, fehlen sie im Flüssigdünger völlig. Aber Flüssigdünger stimulieren das Bodenleben, welches sich dann rascher entwickelt, stabilisiert und aktiv wird.