Der Marienkäfer, ein Phänomen für sich. Bekannt als Blattlaus-Vertilger und ruhiger Kamerad mit Punkten im Garten. Wir haben alle wichtigen Informationen zum Marienkäfer zusammengestellt.
FAQ
Wie schützen sich Marienkäfer vor ihnen Fressfeinden?
- Grelle Farben und leuchtende Punkte und Vorderflügel: diese sollen ihren Fressfeinden signalisieren: ich bin giftig oder ich schmecke widerlich! Doch auf Vögel macht das kaum Eindruck: sie finden schnell heraus, dass Marienkäfer weder giftig sind, noch übel schmecken.
- Ausscheidung von gelbem Sekret: Dieses riecht übel und ist für andere Insekten, beispielsweise Ameisen, giftig. Das gelbe Sekret schadet der menschlichen Haut nicht, ruft keinen Juckreiz und auch keine Allergien hervor. Auch auf Singvögel, macht es das gelbe Sekret wenig Eindruck.
- Auf den Rücken legen und tot stellen: Aber auch diese Taktik hilft bei Vögeln nur wenig.
Schon gewusst?
Vögel haben durch Erfahrung gelernt, je greller die Deckflügel eines Marienkäfers gefärbt sind, desto schlechter schmeckt er und umso mehr Gift kann sein Körper enthalten.
Wie und wo überwintern Marienkäfer?
Grundsätzlich können, soweit man bis heute weiß, alle bei uns einheimischen Marienkäferarten nur als adulte Käfer überwintern. Dazu haben sie offensichtlich eine Art „Frostschutzmittel“ im Blut.
Deshalb schadet es ihnen nicht, wenn sie in den Fugen und Ritzen von Trockenmauern, Bäumen und anderen Rückzugsmöglichkeiten einfrieren und in ein Art Froststarre fallen, aus der sie erst im Vorfrühling mit den langsam wieder ansteigenden Temperaturen wieder aufwachen.
Dagegen würden die Larven und Puppen der Marienkäfern die erste Frostperiode im Winter nicht überleben. Umso wichtiger ist es, dass bei Marienkäfer-Arten, die zwei Generationen entwickeln, sich die zweite Generation während der Sommermonate rasch entwickelt und ihre Larvalperiode und die Puppenruhe im Herbst beendet ist, die adulten Käfer geschlüpft und ausreichende Widerstandskräfte entwickeln konnten, bevor sie im Spätherbst von den ersten Frostnächten überrascht werden können.
Sind Marienkäfer nützlich oder schädlich?
Grundsätzlich sind Marienkäfer für uns Menschen nützlich und gelten als willkommene Gäste in unseren Gärten. Denn die meisten Marienkäferarten, ihre Larven und adulten Käfer sind meist besonders eifrige Blattlaus-Vertilger.
Viele Arten fressen außerdem auch Schildläuse. Einige, wenige Arten haben sich auf Woll- und Schmierläuse oder Spinnmilben spezialisiert.
Marienkäfer schützen, was können wir tun?
Um Marienkäfer, unsere besten Partner bei der Biologischen Bekämpfung von Blattläusen und anderen Pflanzenschädlingen in den Garten zu locken und zum Bleiben zu bewegen, können wir einiges tun:
- den Garten so naturnah wie möglich gestalten
- keine Insektizide oder andere Pflanzenschutzmittel im Garten verwenden
- Insekten-Hotels oder besser spezielle Marienkäfer-Hotels aufhängen oder aufstellen. Diese schützen die Marienkäfer vor ihren Fressfeinden. Die Käfer können tagsüber und nachts darin ruhen und auch überwintern.
Marienkäferstadien
Soweit bisher bekannt, durchlaufen alle Marienkäferarten, nachdem sie aus dem Ei geschlüpft sind 4-Larvenstadien. Dann folgt die Puppenruhe. Dabei vollzieht sich im Inneren der Puppenhülle die Metamorphose zum Vollinsekt, dem Marienkäfer.
Die Anzahl der Larvenstadien ist genetisch festgelegt, aber die Länge der Larvalzeit wird weitgehend von den Milieubedingungen, d. h. von Temperatur und Feuchtigkeitsgehalt der Luft und dem Nahrungsgebot bestimmt.
Die adulten Käfer überwintern in Fugen, Mauerritzen, auf dem Dachboden und in anderen geschützten Räumen. Viele fallen dabei in eine Froststarre und überstehen so den Winter. Erst im kommenden Frühjahr, wenn die Temperaturen wieder steigen, kommen sie aus ihrem Winterschlaf.
Anschließend suchen sie nach größeren Ansammlungen von Artgenossen, um sich zu paaren und für Nachwuchs zu sorgen.
Aussehen und Färbung
Weltweit gibt es ungefähr 6.000 Marienkäfer-Arten, in Deutschland etwa 81 Arten. Von diesen 81 Arten kommen schätzungsweise 20 Arten in unseren Gärten vor.
Der typische Standard-Marienkäfer hat eine bestimmte Anzahl von schwarzen, roten oder hell-gelben Punkten, die sich deutlich von der jeweiligen Färbung der Deckflügel unterscheiden.
Danach wäre es also recht einfach, unsere 20 im Garten vorkommenden Arten anhand von Punktzahl und Farben der Punkte und Deckflügel zu unterscheiden. Doch so einfach ist das leider nicht.
Farbmorphen
Bei vielen Marienkäfer-Arten gibt es sogenannte Farbmorphen. Das sind Varianten einer Art, die sich aus ursprünglich geographisch voneinander isolierten Populationen herausgebildet haben.
Sie sind, teils durch die eigene Ausbreitung, teils durch ihren Einsatz zur Biologischen Schädlingsbekämpfung oder durch das Einschleppen als „Blinde Passagiere“ mit neuen Pflanzenarten, bei uns inzwischen heimisch geworden.
Marienkäfer, so klein wie sie sind, sind hervorragende Flieger. Sie legen auch weite Strecken über Land und sogar übers Meer zurück.
Körperform
Noch nicht einmal die Körperform ist bei allen Marienkäfern gleich. Die bekanntesten unserer Arten haben zwar die typische halbkugelförmige Gestalt, aber es gibt auch bei uns Exemplare mir kugelförmigen, behaarten und flachen Körpern.
Immerhin sind die Körperform und die Größe einer bestimmten Marienkäferart überall gleich. Das allein reicht natürlich nicht zur sicheren Artbestimmung. Käfer-Spezialisten bestimmen die Arten anhand ihrer Genitalapparate.
Aber eigentlich ist es auch gar nicht so wichtig, welche Art man genau vor sich hat. Denn so unterschiedlich sie auch gefärbt sein mögen: In ihrer Lebensform, ihrem Verhalten und ihrer Ernährung sich alle, bis auf wenige Ausnahmen, gleich. Sie ernähren sich von Blattläusen und Schildläusen.
Lebenserwartung und Generationen pro Jahr
Marienkäfer-Art | Lebenserwartung | Generationen pro Jahr | Anmerkungen |
Adalia bipunctata – Zweipunkt-Marienkäfer | 2 | ||
Coccinella septempuncata – Siebenpunkt-Marienkäfer | 1 Jahr | 2 | |
Harmonia axyridis – Harlekinkäfer | bis 3 Jahre | 2 bis 4 | je nach Nahrungsangebot und Klimabedingungen |
Hippodamia tredecimpunctata 13-Punkt-Marienkäfer | 1 | ||
Propylea quatuordecimpunctata – Vierzehnpunkt-Marienkäfer | 1 bis 2 Jahre | ||
Psyllobora vigintiduopunctata 22-Punkt-Marienkäfer | 1 | ||
Subcoccinella vigintiquatuorpunctata Vierundzwanzigpunkt-Marienkäfer | 3 bis 4 |
Verbreitung und Gefährdung der Marienkäfer
Von den ursprünglich 81 einheimischen Marienkäferarten Deutschland ist bereits eine Art ausgestorben, und je nach Bundesland sind bis zu 12 Arten unmittelbar vom Aussterben bedroht. 20 Arten gelten als in ihrem bisherigen Bestand gefährdet.
Bis vor wenigen Jahren galten der Siebenpunkt-Marienkäfer und der Zweipunkt-Marienkäfer als die mit Abstand häufigsten Marienkäfer-Arten in unseren Gärten. Das hat sich drastisch geändert!
Der aus Asien stammende Harlekin-Marienkäfer Harmonia axyridis hat sich in den letzten Jahren sehr stark ausgebreitet, ist in vielen Regionen bereits die häufigste Marienkäfer-Art und droht den Siebenpunkt- und den Zweipunkt-Marienkäfer sogar vollständig zu verdrängen.
Der ursprünglich aus Australien stammende Marienkäfer Cryptolaemus montrouzieri wird von professionellen, lizensierten Zuchtbetrieben zur Bekämpfung von Schmier- und Woll-Läusen in Gewächshäusern angeboten. Weitere Marienkäfer werden folgen, denn es ist ein lukratives Geschäft.
Doch was passiert, wenn diese exotischen Marienkäfer “ausbüchsen“, sich unkontrolliert ausbreiten und ähnlich wie seinerzeit der asiatische Harlekin-Marienkäfer unkontrolliert die einheimischen Arten verdrängen?
Allgemeines Insektensterben
Marienkäfer sind zwar generell wärmeliebende Insekten, doch nicht alle Arten werden in gleicher Weise vom Klimawandel profitieren.
Es hat in den letzten 20 Jahren bereits große Veränderungen in der Zusammensetzung und den Beständen der Marienkäfer-Arten gegeben. Weitere werden folgen.
In wenigen Fällen ist bereit geklärt, welche Ursachen dafür verantwortlich waren. Vieles ist jedoch noch offen. Jährliche Bestandsaufnahmen, auch unter Einbeziehung zahlreicher Hobbygärtner, offenbaren ein allgemeines Insektensterben: Hummeln, Wildbienen, Schmetterlinge, Heuschrecken und viele andere Insekten werden von Jahr zu Jahr in unseren Gärten seltener. Die Marienkäfer werden davon künftig keine Ausnahme bilden.