Eine einzelne Hummelkönigin zu kaufen, das wäre wenig sinnvoll und wird so auch nirgends angeboten. Warum? Nur die Jungkönigin, als einzige Hinterbliebene des Hummelvolkes, in dem sie aufgewachsen ist, kann den Winter in einer Art Winterstarre überleben. Je nach Hummel-Art sucht sie dann zum Frühjahrsbeginn einen geeigneten Nistplatz, baut ein Nest und legt Nahrungsvorräte für die erste Brut an.
Bis eine Hummelkönigin aus einer kommerziellen Zucht zum Kauf angeboten werden könnte, ist es dafür sicher schon zu spät.
Wozu dient eine kommerzielle Hummelzucht?

Kommerzielle Hummelzüchter bieten Hummeln überwiegend für den Einsatz als Bestäuber für den gewerblichen Obst- und Gemüseanbau an und der endet bekannter Weise spätestens, wenn die Ernte eingefahren ist und die Hummeln gestorben sind.
Für das nächste Erntejahr müssen dann neue Hummeln gekauft werden.
Wichtig!
Um Hummeln auf Dauer im Garten anzusiedeln, sodass das Hummelvolk hier für die nächsten Jahre sesshaft wird, ist die kommerzielle Hummelzucht nicht gedacht.
Eine einzelne Hummelkönigin aus einer kommerziellen Hummelzucht auszusuchen und zu kaufen, erscheint wenig erfolgversprechend. Stattdessen bieten die Händler ein kleines Hummelvölkchen mit einer Hummelkönigin und einigen ersten Arbeiterinnen in einem mit Polstermaterial ausgestatteten Pappkarton versandfertig zum Kauf an.
Schon gewusst?
Meist handelt es sich bei kommerziellen Hummelzuchten um die in Europa weit verbreitete Dunkle Erdhummel Bombus terrestris, die bekanntlich auch in unseren Hobbygärten zu den häufigsten Blütenbesucherinnen unter den einheimischen Hummelarten zählt.
Allein von der Dunklen Erdhummel werden jährlich etwa 1 Million Hummeln gezüchtet.
Das Hummelvolk richtig einsetzen

Den vom Händler bezogenen, provisorischen Hummelkasten stellt man im Gewächshaus auf, hängt ihn an einem der Obstbäume auf oder setzt ihn im Gemüsebeet ein.
Die Hummeln sind hauptsächlich für den einsömmrigen Einsatz im Nutzgarten gezüchtet worden.
Ob kommerziell gekaufte Hummeln eine weitere Saison überstehen können, weiß man nicht. Man weiß nicht, ob sie die Widerstandskraft haben, sich gegen Krankheiten und Parasiten erfolgreich durchzusetzen. Oder ob die Hummelkönigin überhaupt das genetische Potential besitzt, neben den Eiern, aus denen Arbeiterinnen schlüpfen, auch solche Eier zu legen, aus denen sich im Laufe des Sommers Weibchen (Jungköniginnen) und Männchen (Drohnen genannt) entwickeln.
Dies wurde bisher nicht untersucht, denn im kommerziellen Obst- und Gemüsebau werden Weibchen und Drohnen zur Blüten-Bestäubung ja auch gar nicht gebraucht.
Rahmenbedingungen, um ein Hummelvolk zu etablieren

Es spricht jedoch auch nichts dagegen, den eigenen Garten mit aus einer Zucht stammenden Hummeln anzuimpfen und dann auf Dauer eine eigene Hummelpopulation für die folgenden Jahre zu etablieren! Einen Versuch ist es auf alle Fälle wert!
Dafür müssen wir als Hobbygärnter aber die geeigneten Rahmenbedingungen schaffen:
- Den provisorischen Hummelkarton in einen geeigneten Hummelkasten setzen
- Handelt es sich um eine Population der Dunklen Erdhummel, den Hummelkasten eingraben
Karton in einen Hummelkasten integrieren
Statt den vom Züchter gelieferten provisorischen Hummelkarton aus Pappe einfach im Garten aufzustellen, sollte man ihn in einen stabilen Hummelkasten aus witterungsbeständigem Holz, Holzbeton oder Kunststoff setzen. Hier ist es wichtig, dass die Einfluglöcher aneinanderliegen. Ist der gelieferte Hummelkarton viel kleiner als der Hummelkasten, verbindet man beide Öffnungen mit Hilfe einer Papp- oder Kunststoffröhre.
Die Dunkle Erdhummel lebt unterirdisch
Handelt es sich bei dem bestellten Hummelvölkchen tatsächlich um Dunkle Erdhummeln der Art Bombus terrestris (sicherheitshalber beim Züchter nachfragen), also eine Art die ihr Nest unterirdisch anlegt, hat man zwei Möglichkeiten:
- Man gräbt den Kasten etwa bis zur Hälfte in die Gartenerde ein. Der Vorbau liegt dann mit dem Einflugsloch dicht über der Bodenoberfläche. Das hat den Vorteil, dass man das Dach des Nistkastens aufklappen kann. So kann man jederzeit nach dem Rechten sehen.
- Man gräbt den Hummelnistkasten tiefer in den Boden ein, sodass es sich tatsächlich um ein unterirdisches Nest handelt. In diesem Fall liegt der Eingang, der eiegentlich als Einflugloch gedacht ist, unter der Bodenoberfläche. Deshalb bringt man an den Nistkasteneingang eine etwa 50 cm lange Einschlupfröhre aus Ton oder einem ähnlichen Material an. Der Zugang führt in einem schrägen und nicht allzu steilen Winkel nach oben bis dicht über die Erdoberfläche.
Verschiedene Hummelkasten Modelle kann man bezugsfertig im Fachhandel erwerben, oder mit etwas handwerklichem Geschick selber bauen.
Wichtig!
Erst wenn der Hummelkasten an seinem endgültigen Platz aufgestellt oder eingegraben ist, wird der vom Züchter gelieferte Pappkarton mit dem Hummel-Völkchen eingesetzt.
Stärkung für die Hummeln

Zur Stärkung der, durch den Transport geschwächten, Hummeln stellt man ihnen ein Schälchen mit Zuckerwasser im Garten auf.
Außerdem pflanzt man bereits im Jahr zuvor ein breites Spektrum an Trachtpflanzen an. So können die Hummeln die Blüten anfliegen und Nektar und Pollen sammeln.
Nun ist es wichtig das Hummelvolk gut zu beobachten:
Vermehren sich die Hummeln im Laufe der nächsten Wochen, kann man Arbeiterinnen beobachten, die ausfliegen, um Blütenpollen und Nektar zu sammeln und beginnen Weibchen und Drohnen im Herbst mit gemeinsamen Paarungsflügen, dann ist die Chance groß, dass einige Weibchen befruchtet werden. Sie graben sich als künftige Jungköniginnen im Spätherbst zum Überwintern in den Boden ein.
Es besteht nun tatsächlich eine reelle Chance, dass sich eine Hummelpoulation auf Dauer im Garten etabliert.