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Das Foto zeigt Fadenspulen in verschiedenen Farben

Textilien aus Bambusfasern

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Auch bei uns werden Textilien aus Bambusfasern immer beliebter. Sie sind leicht, weich und angenehm zu tragen. Doch wie umweltfreundlich sie wirklich sind, hängt von der Herstellung ab.

Herstellung von Bambusfasern

Zur Herstellung von Bambusfasern werden die Halme zerkleinert und die Cellulose mit chemischen oder mechanischen Verfahren herausgelöst. Anschließend wird das Material zu Garnen versponnen und zu Stoffen weiterverarbeitet.

Synthetische Bambus-Viskose-Fasern

Das Foto zeigt Bambusrohre auf einem Wagen

Zur Herstellung von Bambus-Viskosefasern werden die Bambusrohre zunächst geschreddert und gründlich gewaschen. Danach kocht man die kleinen Partikel in einer Mischung aus Kohlenstoffdisulfid und Natronlauge, um die Cellulose aus dem Bambus herauszulösen.

Aus dem so gewonnenen Cellulose-Brei werden lange Viskosefasern hergestellt, die anschließend gewaschen, gebleicht und zu Garnen und Stoffen verarbeitet werden.

Wichtig!

Auch wenn so weiche, tragangenehme Textilien entstehen, ist der Herstellungsprozess wegen des hohen Energie- und Chemikalieneinsatzes wenig umweltfreundlich.

Bambus-Viskose-Fasern nach dem Lyocell-Prozess

Im Lyocell-Prozess wird der Bambuszellstoff mit der deutlich umweltfreundlicheren Chemikalie N-Methylmorpholin-N-oxid behandelt, um die Cellulose zu lösen. Dieses Verfahren benötigt zudem weniger Energie und Wasser und belastet die Umwelt insgesamt deutlich weniger.

Echte Bambus-Naturfasern statt Viskose-Fasern

Eine besonders umweltfreundliche Alternative wäre die Herstellung von Textilien aus natürlichen Bambusfasern, die rein mechanisch – also ohne Chemikalien – aus dem Rohstoff gelöst werden. Da dieses Verfahren jedoch für die meisten Hersteller nicht rentabel ist, findet man Kleidung aus reiner Bambusfaser nur sehr selten im Handel.

Positive Trageeigenschaften von Textilien aus Bambus

Das Foto zeigt zusammengerollte, bunte Textilien

Abgesehen von der teils umweltbelastenden Gewinnung der Bambus-Textilfasern erfreuen sich Textilien aus Bambus wachsender Beliebtheit, denn sie sind

  • geschmeidig und weich
  • hautverträglich und atmungsaktiv
  • auch an heißen Sommertagen angenehm kühl, da die Luft gut zirkulieren kann
  • feuchtigkeitsabsorbierend: Schweiß wird schnell aufgenommen und abtransportiert
  • antibakteriell, also weniger anfällig für geruchsbildende Bakterien – ideal für Unterwäsche und Sportbekleidung
  • schnelltrocknend
  • zu sehr feinem Garn verspinnbar, wodurch weiche, angenehme Textilien entstehen, die nicht kratzen oder scheuern

Unterschiede zwischen Bambus und Baumwolle

Das Foto zeigt eine Baumwollepflanze

Auch wenn Bambus-Textilgewebe meist aus einem alles andere als umweltfreundlichen Herstellungsprozess gewonnen wird, belastet es die Umwelt insgesamt deutlich weniger als Baumwolle. Einen direkten Vergleich liefert der sogenannte Higg Materials Sustainability Index (MSI). Mit diesem Higg MSI können die Umweltbelastungen verschiedener Materialien berechnet und verglichen werden, um nachhaltigere Entscheidungen bei der Materialauswahl zu treffen. Bewertet wird dabei nicht nur das Material selbst, sondern auch die gesamte Wertschöpfungskette – vom Produzenten über die Verarbeitung bis hin zum Vertrieb.

In die Bewertung fließen sechs Aspekte ein:

  1. Globale Erwärmung und Treibhauseffekt
  2. Gewässerverschmutzung
  3. Wassermangel
  4. Verknappung nicht-biologischer Rohstoffe
  5. Nutzung fossiler Brennstoffe
  6. Einsatz umweltbelastender Chemikalien

Wichtig!

Unter Berücksichtigung all dieser Kriterien erreicht konventionell angebaute Baumwolle 101,9 Punkte im Higg MSI – fast doppelt so viel wie Bambusfasern mit 55,61 Punkten.

Noch ist Baumwolle nach Polyester die am meisten verwendete Faser in der Textilbranche. Doch das könnte sich ändern: Bambus wächst schneller, ist in den tropischen und subtropischen Regionen Asiens nahezu unerschöpflich verfügbar und benötigt für die Verarbeitung deutlich weniger Wasser.

Zum Vergleich: Für die Herstellung von nur 1 kg Baumwolle werden rund 20.000 Liter Wasser verbraucht. Zudem kommen Bambuswälder ohne Pestizide, Dünger, Bewässerung und mit deutlich weniger Arbeitsaufwand aus.

Welche Textilien werden aus Bambusfasern hergestellt?

Das Foto zeigt eine Nadel die in einem Knopfloch steckt
  • Unterwäsche, vor allem sogenannte Boxer-Shorts für die Männer und Slips für Frauen
  • Strümpfe
  • Bambus-Sneaker
  • Bambus Bustier Damen Tops
  • T-Shirts
  • Geschirrtücher
  • Bettwäsche und Kissenbezüge

Geschichte

Nach dem 2. Weltkrieg konzentrierte sich die Textilindustrie zunächst auf Synthesefasern aus der Petrochemie, bevor das Interesse an Naturfasern wie Baumwolle zunahm. Baumwolle galt lange als Inbegriff naturnaher Textilien, ist in der Herstellung jedoch teuer und umweltbelastend.

Bambus wird in China seit Jahrhunderten für Kleidung genutzt, rückte aber erst in den letzten Jahren in den Fokus der westlichen Textilindustrie. Noch dominieren Viskosefasern, deren Herstellung die Umwelt belastet und das Image von Bambustextilien trübt. Allmählich werden umweltfreundlichere Verfahren wie der Lyocell-Prozess entwickelt, während reine Naturfasern aus Bambus bei uns weiterhin als zu aufwendig und kostspielig gelten.