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Das Foto zeigt Bambusrohre auf Wasser

Bambus in der asiatischen Kultur

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Neben seinen praktischen Verwendungsmöglichkeiten nimmt Bambus in der asiatischen Kultur einen besonderen Platz ein, denn er symbolisiert Stärke, Flexibilität und Beständigkeit. Er gilt als Zeichen für Langlebigkeit, Wohlstand und Glück. Darüber hinaus findet Bambus im Alltag vielseitige Verwendung – vom Baumaterial über Möbel, Bauten und Alltagsgegenstände bis hin zu Nahrungsmitteln und Heilpflanzen.

Bambus in der Literatur und Kunst Chinas

Das Foto zeigt einen Pandabär der Bambus frisst

Das I Ging – Buch der Wandlungen, das vor über 5.000 Jahren entstand, erwähnt Bambus bereits als Nutzpflanze und Symbol der chinesischen Kulturgeschichte. Ausgrabungen belegen, dass man Bambus schon in der Jungsteinzeit kultiviert hat, etwa in Form geflochtener Körbe.

Auch die chinesische Schrift zeigt die Bedeutung dieser Pflanze: „chu“ steht für Bambus, „chu ye“ für die Blätter und „chu sun“ für die essbaren Sprossen. Die ältesten Bücher bestanden aus schmalen Bambusstreifen, in die Schriftzeichen eingeritzt und mit Lederriemen verbunden wurden.

Bambus galt seit jeher als „Freund Chinas“ und prägte Kultur und Alltag wie kaum eine andere Pflanze. In Literatur und Kunst symbolisiert er Stärke, Mitleid oder Ausdauer. Gemeinsam mit Föhre und Pflaumenblüte zählt er zu den „Drei Freunden des Winters“ und unter den „Vier Edlen“ steht er neben Chrysantheme, Pflaumenblüte und Orchidee.

Auch in Malerei und Poesie nahm Bambus einen zentralen Platz ein – etwa in den Bambus-Studien aus dem Senfkorn-Garten um 1700 oder im Gedicht Der bittere Bambus von Li Tai Pe.

Der Bittere Bambus

Das Foto zeigt ein grünes Bambusblatt zwischen grauen Bambusrohren

Im grünen Dunkel des Bambus-Hains
findet man ihn – von kleinem Wuchs,
und dennoch strebt er nach Licht.

Die Vögel meiden ihn wegen seiner Kleinheit.
Nie sieht man ihn in den Gärten der Reichen.

Kann nichts zu seinen Gunsten sprechen?
Seine Wurzeln vertragen Frost und Eiseskälte.

Er kann von Glück reden, wächst er in einer Einsiedlerklause.
Li Tai Pe berichtet, wie neue Bambussprossen
in einer einzigen Nacht aus der Erde empor­schießen:

„Längs den schlanken Bambusschäften
hängen häutige Streifen, jadeleuchtend.
Verwandelt sich ganz, in einer Nacht emporstrebend
tausend Fuß hoch, nahe dem Teich.“

Bambus prägt bis heute auch den Alltag Chinas

Das Foto zeigt einen Mann der mit Bambus flechtet

Auch heute gilt Bambus in China als besonders symbolträchtige Pflanze. Zum Neujahrsfest verschickt man Glückwunschkarten mit Bambusmotiven, die Frieden, Ruhe und Beständigkeit ausdrücken – verbunden mit dem Wunsch: Möge unsere Freundschaft ewig währen. Auch Häuser werden zu diesem Anlass mit Bambus geschmückt.

Ohne den Bambus wäre die Geschichte und Kultur Chinas wohl ganz anders verlaufen. Über Jahrtausende hinweg entwickelte sich ein enges Verhältnis zu dieser Pflanze, die im Alltag allgegenwärtig war: Man baute mit Bambus Häuser und Brücken, flocht Körbe, fertigte Gefäße zur Aufbewahrung von Lebensmitteln, legte Zäune und Hecken an oder stellte Papier aus Bambusfasern her. Bis heute bestehen in China Baugerüste – selbst für Hochhäuser – vielfach aus Bambusrohr, das sich als flexibler und widerstandsfähiger gegenüber Taifunen erweist als Stahl.

Das Foto zeigt ein Baugerüst aus Bambus

Der Bambus im Tai Chi und Qi Gnong

Viele Übungen der Kampfsportart Tai Chi – auch als Schattenboxen bekannt – werden traditionell mit dem Bambusstock ausgeführt. Sogar eigene Bambus-Qi-Gong-Kurse haben sich entwickelt. Ursprünglich wurden diese Methoden von Mai Bac Dau entwickelt und später vom Zen-Meister Tinh Tu weiter verfeinert.

Das Foto zeigt Klangschalen

Die 12 Glücksbambusstiele im Feng Shui

Feng Shui ist eine alte chinesische Lehre, die den Menschen mit seiner Umgebung – sei es Garten, Wohnraum oder Haus – in Einklang bringen soll. Eine besondere Rolle spielen darin die 12 Glücksbambusstiele. Ihre Symbolik beruht auf der festen Wurzelstruktur und dem schnellen, geradlinigen Wachstum des Bambus, der selbst Stürmen standhält. Im Feng Shui stehen die 12 Stiele für Erfüllung, Reichtum und Eintracht. Zugleich gilt Bambus als Sinnbild für Demut und Flexibilität.

Bambus in der japanischen Kultur

Auch in Japan spielt Bambus bei vielen Festen und Traditionen eine zentrale Rolle.

Teezeremonie

Besonders deutlich zeigt sich die Bedeutung von Bambus in der Teezeremonie. Dafür wird ein Teebesen aus gespaltenem Bambus verwendet – ein etwa 3 cm langer Halm, dessen Spitze in bis zu 120 feine Fäden aufgeteilt ist. Mit ihm verrührt man das Pulver des Grünen Tees, das zuvor mit einem löffelartig gebogenen Bambusspan aus dem Aufbewahrungsgefäß entnommen wurde, in einer lackierten Schale mit heißem Wasser.

Bogenschießen und Kampfsport

Das Foto zeigt Pfeile zum Bogenschießen

In der japanischen Kunst des Bogenschießens, dem Kyudo, bestehen die Pfeile traditionell aus Bambus. Und was in China das Tai Chi ist, das ist in Japan das Kendo – eine Kampfsportart, bei der Bambus-Schwerter eingesetzt werden. Zum Schutz vor den Schlägen tragen die Kämpfer Masken, die teilweise ebenfalls Bambuselemente enthalten.

Tanabata-Fest

Beim Tanabata-Fest hängen die Menschen ihre Wünsche an Bambuszweige – als Symbol für Hoffnung und Erneuerung. Beim O-Bon-Fest dagegen sollen Bambuslaternen den Ahnengeistern den Weg weisen.

Drachenbau

Das Foto zeigt einen großen Drachen der bunt beleuchtet ist

Auch die Kunst des Drachenbaus in China und Japan wäre ohne Bambus kaum denkbar. Durch seine Elastizität und Stabilität eignet er sich ideal für die Rahmenkonstruktionen. Berühmt wurde im 19. Jahrhundert der riesige Wan-wan-Drachen auf der Insel Shikoku: fast 2.000 kg schwer, mit 20 m Spannweite, 150 m langem Schweif und von 200 Menschen im Seewind gehalten.

Musikinstrumente

Das Foto zeigt ein asiatisches Musikinstrument

Musikinstrumente aus Bambus sind in vielen Ländern Südostasiens verbreitet. Auf Bali spielt das Angklung, ein Bambusinstrument, traditionell eine Rolle bei den Zeremonien zu Ehren der Göttin Dewi Sri, um eine gute Reisernte zu erbitten. Berühmt ist auch die japanische Shakuhachi, eine Bambus-Längsflöte. In China wird die Chi-Flöte gespielt, in Korea die Chunggum (Querflöte) und die Danjeok (kurze Flöte). In Indien ist die Bansuri-Flöte verbreitet, in Afrika etwa die Umwere (Kenia) und die Tenteben (Ghana). Und auch die südamerikanischen Anden wären ohne die traditionelle Quena unvollständig.

Ayurveda-Medizin

Das Foto zeigt Wassertropfen am Bambus

Darüber hinaus hat Bambus auch in der indischen Ayurveda-Medizin eine wichtige Bedeutung. Seine Blätter enthalten rund 200 Wirkstoffe und entfalten in Kuren eine tiefenreinigende und hautpflegende Wirkung.