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Das Foto zeigt eine Distelhummel Ivar Leidus, Bombus soroeensis - Jasione montana - Tallinn, CC BY-SA 4.0

Distelhummel (Bombus soroeensis)

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Die Distelhummel wird manchmal auch Glockenblumen-Hummel genannt.

Schon gewusst?

Eigentlich fliegen die Distelhummeln die Blüten von Glockenblumen viel häufiger an als Distelblüten. Trotzdem hat man sich an den Namen Distelhummel gewöhnt, obwohl sie eigentlich Glockenblumenhummel heißen müssten.

Steckbrief: Alles auf einen Blick

  • Art: Distelhummel (Bombus soroeensis)
  • Verbreitung: ganz Europa, aber überall selten
  • Lebensraum: Distelhummeln besiedeln im Flachland Moore und Heidelandschaften, in den Bergen sind es dagegen eher Bergwiesen und extensiv genutzte Weiden
  • Körperlänge: Königin 15 bis 17 mm, Arbeiterin 10 bis 14 mm und Drohne 12 bis 14 mm
  • Nestbau: immer unterirdisch
  • Volkgröße: 80 bis 150 Tiere
  • Kommerzielle Zucht: nein

Merkmale der Distelhummel: So sieht eine Distelhummel aus!

Das Foto zeigt eine Distelhummel auf einer Blume linsepatron, Broken-belted Bumble-bee male – Bombus soroeensis, CC BY 2.0

Die Königin der Distelhummel hat eine Körperlänge zwischen 15 bis 17 mm, eine Flügelspannweite zwischen 2,8 und 3,3 cm und eine Rüssellänge von 13 bis 14 mm. Arbeiterinnen sind zwischen 10 und 14 mm lang, haben eine Flügelspannweite von etwa 2,3 cm und eine Rüssellänge von 10 bis 13 mm. Männchen (Drohnen) haben Körperlängen zwischen 12 und 14 mm, eine Flügelspannweite zwischen 2,5 und 2,8 cm und eine Rüssellänge zwischen 9 und 11 mm.

Im Bestimmungsschlüssel von Cokcerade, Gereben-Krenn & Neumayer (2017): Feldbestimmungsschlüssel für die Hummeln Deutschlands, Österreichs und der Schweiz  werden die Artmerkmale der Distelhummeln folgendermaßen beschrieben:

Bei der Königin und den Arbeiterinnen gibt es eine seltenere, heller gefärbte Form. Der Kopf ist schwarz behaart, die Brust bis auf die hellere, vordere Binde schwarz. Der Hinterleib kann bis auf orange gefärbte Behaarung von T4 und T5 (Segmente des Hinterleibs) vollkommen schwarz sein oder T2 ist hell behaart.

Davon abweichend ist die dunklere Farbvariante von Königin und Arbeiterinnen mit Ausnahme des hinteren Teils von Tergit T4 und des ganzen Tergits T5, die hell gefärbt sind, schwarz.

Auch die dunklere Farbvariante der Männchen weist das gleiche Farbmuster in der Behaarung auf. Dies gilt auch für die hellere Farbvariante der Männchen.

In anderen Ländern Mitteleuropas gibt es auch komplett schwarz gefärbte Distelhummeln, außerdem auch Exemplare mit einem schwarz, rot und weiß behaarten Hinterleib. In den Pyrenäen und auf den Brittischen Inseln gibt es Distelhummeln, die schwarz, gelb und weiß gefärbt sind.

Distelhummeln von anderen Arten unterscheiden

Das Foto zeigt eine Glockenblumen Hummel Ivar Leidus, Bombus soroeensis – Knautia arvensis – Keila, CC BY-SA 4.0

Distelhummeln haben eine ähnliche Farbzeichnung wie die Steinhummel Bombus lapidarius, sind aber kleiner. Auch bei der Steinhummel ist der hintere Teil des 4. Tergist (T4) orangerot behaart. Und auch die Steinhummel hat auf dem letzten Hinterleibssegment (T6) oben eine kahle, unbehaarte Stelle.

Die Unterscheidung zwischen beiden Arten ist nicht einfach. Die Distelhummel hat an der Oberlippe (Labrum) nur eine leichte Einsenkung, bei der Steinhummel ist das Labrum dagegen deutlich gekerbt. Außerdem sind die Haare auf dem Thorax kürzer als bei der Steinhummel. Erschwerend kommt allerdings hinzu, dass die Haare des Thorax bei der Distelhummel ganz unterschiedlich lang sein können.

Die dunklere Farbvariante der Distelhummel gleicht neben der Steinhummel (Bombus lapidarius) auch der Grashummel (Bombus ruderarius), der seltenen Trughummel Bombus mendax und der inzwischen allerdings in Deutschland ausgestorbenen Cullumanus-Hummel Bombus cullumanus.

Gefährdung – Ist die Distelhummel selten?

Die Distelhummel ist zwar in Deutschland noch weit verbreitet, aber nirgends wirklich häufig. In Deutschland wird sie in der Roten Liste als gefährdete Art geführt. In Schleswig-Holstein soll sie existentiell bedroht sein.

Wichtig!

Im Bundes-Naturschutz-Gesetz wird sie als besonders geschützte Art geführt.

Lebensraum der Distelhummel

Distelhummeln besiedeln im Flachland Moore und Heidelandschaften. In der Norddeutschen Tiefebene ist Bombus soroeensis aber bereits sehr selten. Genauere Bestandsaufnahmen, die das ganze Bundesland einschließen, liegen vor allem aus Schlesweig-Holstein vor. Dort sind die Vokrommen bereits so rückläufig, dass man befürchten muss, dass die Distelhummeln in Schleswig Holstein vollkommen aussterben könnten.

Distelhummeln kommen aber auch im Gebirge in Höhenlagen zwischen 1.100 und 2.600 Meter über NN vor. Dort besiedeln die sie vor allem Bergwiesen und nicht regelmäßig genutzte Weiden, aber auch Waldränder.

Speiseplan   

Die Arbeiterinnen der Distelhummel nutzen in erster Linien Glockenblumen als Trachtpflanzen, vor allem Campanula rotundifolia und Campanula trachelium.

Das Foto zeigt eine Waldglockenblume

Schon gewusst?

Distelblüten werden selten als Nahrungsquelle genutzt.

Distelhummeln sind jedenfalls polylektisch, d.h. sie können ganz unterschiedliche Blütenformen besuchen. Das wird vor allem deutlich zwischen den völlig unterschiedlich geformten Blüten von Glockenblumen und Disteln, auch wenn die Distelhummeln zu den Hummelarten mit einem kurzen Rüssel gehören.

Die Männchen kann man dagegen öfter an Distel-Blüten beobachten. Außerdem fliegen sie die Blüten des Teufelabbiss an.

Das Leben der Distelhummel im Jahresverlauf

Die Jungkönigin der Distelhummel wacht erst in der zweiten Aprilhälfte aus ihrer Winterstarre auf und beginnt dann, nachdem sie sich mit Pollen und Nektar von Frühjahrsblumen gestärkt hat, nach einem geeigneten, unterirdischen Nistplatz zu suchen. Das kann ein verlassener Mäusebau sein oder ein anderer unterirdischer Hohlraum.

Schon gewusst?

Beim Fliegen erzeugt die Königin einen tiefen Brummton.

Das Nest wird mit weichem Pflanzenmaterial ausgepolstert. Sie legt ein Wachskörbchen zum Aufbewahren von Pollen und Nektar an. Um die erste Brut kümmert sich die Jungkönigin selbst und versorgt sie mit Nahrung.

Ist die erste Generation aus ihren Puppenhüllen geschlüpft, kümmern sich die Arbeiterinnen um den weiteren Ausbau des Nestes und die Aufzucht der nächsten Hummel-Larven. Wenn auch diese Arbeiterinnen geschlüpft sind, beginnt die Arbeitsteilung: Ein Teil der Arbeiterinnen bleibt weiter im Nest, die anderen verlassen ab Mitte Mai den Bau und fliegen auf der Suche nach Pollen und Nektar die Blüten der Umgebung an. Die Hummelkönigin beschränkt sich von nun an auf das Eierlegen.

Die Arbeiterinnen der Distelhummel  gehören außerdem zu den sogenannten Pollenstorern, d. h. sie tragen Nektar und Pollen ins Nest und speichern sie dort, um damit die Brut zu versorgen. Dazu nutzen sie alte, nicht mehr von Larven oder Puppen bewohnte Brutzellen als Vorratsspeicher.

Im offenen Gelände fallen die  Arbeiterinnen auf, wenn sie hüpfend von Grashalm zu Grashalm fliegen.

Ab Ende Juli/ Anfang August erscheinen dann auch die Männchen und die Weibchen und paaren sich. Die künftigen Jungköniginnen suchen im Herbst nach einem geschützten Platz zum Überwintern, um dann im nächsten Frühjahr ein eigenes Hummelvolk zu gründen.

Nest der Distelhummel

Die Distel-Hummelkönigin gehört zu den Hummelarten, die ihr Nest unterirdisch anlegen. Sie nutzt dazu alte, verlassene Mäusenester und andere subterrane Hohlräume.

Verbreitung und kommerzielle Nutzung

Die Distelhummel ist in Europa weit verbreitet, aber nirgends häufig. Kommerziell gezüchtet und als Bestäuberin eingesetzt wird diese Hummelart nicht.