Plötzlicher Kahlfraß an den Sträuchern von Stachelbeeren, Roten und Schwarzen Johannisbeeren. Bis zur Erntezeit hängen dann nur noch kahle Fruchtruten in den Sträuchern. Urheber sind die Larven von drei Stachelbeer-Blattwespen-Arten. Wir zeigen, wie man die Stachelbeerblattwespen bekämpfen und die Beerensträucher künftig vor ihnen schützen kann.
Schäden, die die Larven der Stachelbeerblattwespen anrichten
Die Larven der Stachelbeerblattwespen können einen Beerenstrauch schnell vollständig kahlfressen. Da sie im Inneren der Sträucher beginnen, bemerkt man den Schaden oft erst spät.
Zuerst entstehen schrotschussartige Löcher auf der Blattunterseite. Danach fressen die Larven entlang der Lochränder und Blattränder, sodass meist nur Blattstiel und Blattrippen als Skelett zurückbleiben. Manchmal wird auch das ganze Blatt gefressen.
Schon gewusst?
Bei starkem Befall bleiben die Früchte klein, reifen unvollständig und haben eine schlechte Qualität.

Natürliche Feinde der Stachelbeerblattwespe
Zu den natürlichen Feinden der Stachelbeerblattwespe zählen:
- Schlupfwespe Oetophorus naevius
- Goldwespe Clepets semiauratus – sie legt als Brutschmarotzer ihre Eier in das Gelege der Stachelbeerblattwespen und wird deshalb auch Kuckucks-Wepse genannt
- verschiedene Raupenfliegen, welche die Larven der Stachelbeerblattwespen fressen
Den Bestand dieser Fressfeinde fördert man, indem man Pflanzen wachsen lässt, die den oben genannten natürlichen Feinden einen optimalen Lebensraum bieten, anstatt Monokulturen von Beerensträuchern in Reih und Glied zu pflanzen.

Stachelbeerblattwespen mit naturnahen Methoden und Hausmitteln bekämpfen
Boden lockern und Raupen absammeln
Zum Frühjahrsbeginn lockert man den Boden rund um die Beerensträucher gründlich. Dabei werden die Puppen der Stachelbeerblattwespen an die Oberfläche gefördert und können so von Singvögeln, Igeln oder anderen Inseketenfressern gefressen werden.
Bei starkem Befall sammelt man die Raupen ab und vernichtet die angefressenen Blätter der Sträucher umgehend, bevor sich der Schaden über den ganzen Strauch ausbreitet.
Schon gewusst?
Wenn die Roten Johannisbeeren schon leicht rötlich sind, reifen die Früchte trotz Befall durch Stachelbeerblatt-Larven. Unterstützen kann man das, indem man alle befallenen Blätter, auch mit geringsten Fraßspuren, abreißt.

Abspritzen der Sträucher mit Wasser
Man kann versuchen, die Blätter der Beerensträucher mit einem kräftigen Wasserstrahl abzuspritzen, um die Larven von den Blättern zu spülen. Auf dem Boden liegend, werden sie dann von Amseln, Rotkehlchen, anderen Singvögeln oder Igeln gefressen.
Wermut-Tee
Man kann die von den Larven befallenen Blätter auch mit Wermut-Tee abspritzen. Dazu übergießt man etwa 30 Gramm frische oder getrocknete Wermutblätter mit kochendem Wasser und lässt den Sud zehn Minuten ziehen. Nach dem Abseihen sprüht man die abgekühlte, unverdünnte Lösung über die befallenen Pflanzen.
Behandlung mit Rainfarnbrühe
Ähnlich hilft Rainfarnbrühe bei der Larvenbekämpfung. Dazu weicht man etwa 500 g Rainfarn-Kraut 24 Stunden in 10 Liter kaltem Wasser ein, kocht den Ansatz 15 Minuten und seiht die Brühe durch ein Sieb. Anschließend wird sie im Verhältnis 1 : 2 mit Wasser verdünnt und auf die befallenen Sträucher gesprüht.
Natronlauge oder Backpulver
Eine weitere Option ist der Einsatz von Natronlauge oder Backpulve: Man spritzt die von den Larven befallenen Blätter mit einer Lösung aus 40 g Natronlauge oder Backpulver, gelöst in 10 Liter Wasser, ab.
Stachelbeerblattwespen mit Neem Azal T/S bekämpfen
Junge Larven der Stachelbeerblattwespe kann man mit einer mit Wasser verdünnten Lösung aus Neem Azal T/S bekämpfen. Der im Neem-Öl enthaltene Wirkstoff Azadirachtin verzögert die Häutung der Larvenstadien und blockiert das Verpuppungshormon Ecdyson, sodass die Larven schließlich eingehen.
Insektizide sind verboten
Zur chemischen Bekämpfung wurden früher im kommerziellen Anbau der Beerensträucher in der Landwirtschaft Insektizide mit dem Wirkstoff Pyrehthrin oder Rapsöl verwendet. Sie sind aber nicht mehr zugelassen. Und auch im Hobby-Garten sollte man darauf verzichten.
Vorbeugende Maßnahmen

Regelmäßige Kontrollen der Stachelbeer- und Johannisbeer-Sträucher ab Mai sind wichtig, um einen Befall mit den Larven dieser Blattwespen zu erkennen. Man sollte auch das Strauchinnere kontrollieren, da sich die Larven von dort aus ausbreiten.
Schon gewusst?
In der Landwirtschaft werden zur Befallskontrolle Pheromonfallen eingesetzt, die die anfliegenden Imagines anlocken und fangen.
Beerensträucher sollte man jährlich vor dem Blattaustrieb etwas auslichten, um die Früherkennung der durch Stachelbeerblattwespen-Larven verursachten Schäden zu erleichtern.
Außerdem sollte man die Wiederstandkräfte der Beerensträucher gegen Fraßschädlinge durch eine regelmäßige Düngung stärken. Zudem hilft das Mulchen des Bodens rund um die Beerensträucher.
Allgemeine Merkmale der Stachelbeerblattwespen
Notafly, Nematusribesiioviposition2, CC BY-SA 3.0 Die Imagines der Stachelbeerblattwespen haben nicht die für unsere Hauswespen typische Wespentaille. Sie sind harmlose Blütenbesucher und ernähren sich vom Nektar. Die Imagines besitzen zwei Paar durchsichtige, häutige Flügel. Ihre Larven überwintern im Boden und verpuppen sich dort im Frühjahr. Im April/Mai schlüpfen die Stachelbeerblattwespen. Die Weibchen legen ihre Eier wie an einer Perlschnur entlang auf den Blattunterseiten ab.
Stachelbeer-Blattwespen und ihre Larven erkennen
I, Karon ind, Nematus ribesii, CC BY-SA 3.0 Gelbe Stachelbeer-Blattwespe (Nematus ribesii)
Die Gelbe Stachelbeerblattwespe, oft auch Gemeine Stachelbeerblattwespe genannt, gehört zur Familie der Echten Blattwespen (Tenthredinidae). Ihre Larven sehen denen von Schmetterlingsraupen ähnlich, haben aber statt wie diese sieben sogar acht Beinpaare. Sie haben eine gelbliche Körpergrundfärbung mit schwarzen Markierungen.
Die Weibchen haben einen speziellen Bohrer, mit dem sie die Blätter der Wirtspflanzen einritzen können, um dann ihre Eier in das Blatt zu legen. Deswegen werden sie im Englischen auch Saw Flies = Sägefliegen genannt.
Die Gelbe Stachelbeerwespe entwickelt drei Generationen pro Jahr, die im Zeitraum zwischen April und September schlüpfen. Darin unterscheidet sie sich von ihrer Schwesterart, der Blassgefleckten oder Kleinen Stachelbeerblattwespe Nematus leucotrochus, die nur eine Generation pro Jahr hat.
Das Weibchen der Gelben Sachelbeerblattwespe legt die Eier auf der Blattunterseite von Stachelbeer-, sowie Roten und Schwarzen Johannisbeer-Sträuchern ab. Die aus den Eier schlüpfenden Larven kriechen auf die Oberseite, wo sie dann nach und nach das gesamte Blatt bis auf das Gerippe der Blattnerven kahlfressen.
Schwarze Stachelbeer-Blattwespe (Pristiphora appendiculatus)
Die Schwarzen Stachelbeerblattwespen kommen in Nordamerika und Europa vor. In Europa sich hauptsächlich in Nord- und Mitteleuropa vertreten.
Der Körper der etwa einen halben Zentimeter langen Schwarzen Stachelbeerblattwepse ist tatsächlich fast vollständig schwarz. Lediglich die Beine sind gelblich gefärbt. Bei dieser Art gibt es fast ausschließlich Weibchen. Das Weibchen legt jeweils nur ein Ei pro Blatt ab und zwar in einer Ritze oder in einem Riss des Blattrandes. Die Larve lebt solitär und hat dann das ganze Blatt für sich zum Kahlfressen.
Die Larven der Schwarzen Stachelbeerblattwespe sind fast vollständig grün gefärbt. Lediglich die Hüften der Brustbeine sind dunkler. Und der Anhang, Analtergum genannt, des Hinterleibs ist gelb. Auf dem Kopf der Larven sind dunkle Flecken verteilt. Das letzte Larvenstadium hat außerdem einen dunkelbraune bis schwarze Quernaht an der Stirn.
Am Ende des letzten Larvenstadiums verpuppen sich die Larven zwischen zwei Blättern hängend oder auf einer Blattunterseite. Die Larven der letzten Gereneration des Jahres graben sich dagegen in die Erde ein, wo sie einen Kokon spinnen, in dem sie sich dann verpuppen.
Kleine Stachelbeer-Blattwespe (Nematus leucotrochus)
Die Kleine Stachelbeerblattwespe ist in Mittel- und Nordeuropa weit verbreitet. Die Larven dieser Blattwespe fressen tatsächlich fast ausschließlich Stachelbeerblätter. Die Kleine Stachelbeerblattwespe hat nur eine Generation pro Jahr. Die Blattwespen schlüpfen Anfang Mai und die Larven leben von Mai bis etwa Ende Juni.
