Familiengarten Tipps
Das Foto zeigt eine Kirschfruchtfliege auf einer Kirsche Bauer Karl, Kirschfruchtfliege, CC BY 3.0

Kirschfruchtfliege bekämpfen

Gefunden auf: https://www.familiengarten-tipps.de/pflanzen/schaedlinge-bekaempfen/kirschfruchtfliege-bekaempfen/

Die Kirschfruchtfliege (Rhagoletis cerasi) aus der Familie der Bohrfliegen ist vermutlich der größte Schädling im Anbau von Süßkirschen. Und auch im eigenen Garten können die Maden dieser Fliege die ganze Kirschernte vernichten. Wir klären auf, wie man die Kirschfruchtfliege bekämpfen kann.

Bekämpfungmöglichkeiten der Kirschfruchtfliegen

Insektizide sind keine Option

Die Kirschfruchtfliege kann man verständlicherweise nicht durch Besprühen der Kirschbäume mit Insektiziden bekämpfen. Denn damit würde man gleichzeitig die Kirschen besprühen und ungenießbar machen.

Abfangen mit Gelbtafeln und Fallen

Das Foto zeigt Sauerkirschen in den Farben gelb bis rot, die an einem Baum hängen

Im Hobbygarten kann man die Kirschfruchtfliege durch Fallen fangen und bekämpfen, bevor sie ihre Eier in die heranreifenden Kirschen ablegen.

Der Gartenfachhandel bietet dazu sogenannte Gelbtafeln an. Man hängt sie auf, sobald sich die noch unreifen Kirschen langsam gelb färben. Die Farbe zieht viele Insekten magisch an.

Die Gelbtafeln sind auf beiden Seiten mit einem Leim bestrichen, an dem die anfliegenden Fruchtfliegen kleben bleiben und dann eingehen. Die Gelbtafeln werden jeweils an der Süd- und an der Westeite des Baumes aufgehängt. Die meisten dieser Fallen sind zusätzlich mit einem Lockstoff ausgestattet, sodass die Kirschfruchtfliegen davon magisch angelockt werden.

Unser Tipp!

Es wird empfohlen pro Meter Höhe des Kirschbaumes je zwei Klebfallen aufzuhängen.

Jede Kirschfruchtfliege, die auf diese Weise abgefangen wird, erhöht den Obstertrag deutlich. Denn jedes einzelne Weibchen kann bis zu 200 Eier in die Kirschen legen und damit mehr als 1kg an Obstertrag vernichten.

Vorbeugende Maßnahmen, um den Kirschfruchtfliegenbefall zu reduzieren

Zudem kann der Befall von Fruchtfliegen reduziert werden, indem man verdorbene Kirschen aberntet, natürliche Fressfeinde schützt oder Schutznetze einsetzt.

Verdorbene Kirschen schnellstmöglich abernten

Verdorbene, angefaulte oder defornierte Kirschen sollte man abernten, auch wenn sie ungenießbar sind. Und auch auf dem Boden unter dem Kirschbaum liegende Früchte sammelt man ein und vernichtet sie.

Denn sonst wandern die Larven der Kirschfruchfliege vom Fallobst aus in den Boden, wo sie sich verpuppen und im nächsten Jahr dann den Kirschbaum befallen.

Enten, Gänse und Hühner als Helfer

Das Foto zeigt Laufenten

Ausgesprochen nützliche Helfer sind Enten, Gänse und Hühner, die ständig den Boden aufscharren auf der Suche nach im Boden lebenden Maden und Puppen, die sie fressen wollen.

Natürliche Feinde

Zu den natürlichen Feinden der Kirschfruchtfliegen zählen Schlupfwespen, Spinnen und Laufkäfer.

Das Foto zeigt eine Schlupfwespe

Regelmäßiges Mulchen

Ist der Boden rund um den Kirschbaum den Herbst und Winter über mit Mulchmaterial bedeckt, verzögert das die Entwicklung der Fliegenpuppen im Boden und damit das rechtzeitige Schlüpfen der Kirschfruchtfliegen.

Schutznetze

Außerdem kann man, rechtzeitig bevor die Fruchtfliegen ausschwärmen, die Baumkrone des Kirschbaumes möglichst lückenlos in ein feinmaschiges Schutznetz einhüllen. So haben die Kirschfruchtfliegen keine Chance an die Früchte zu gelangen.

Entwicklung von Insektiziden in der Konvententionellen Landwirschaft

Nach dem Verbot einiger hochgiftiger Insektizden in der Konventionellen Landwirtschaft zur Bekämpfung der Fruchtfliegen versucht man inzwischen chemische Insektizide mit besonders umwelt- und naturverträglichen Neem- und Pyrethrum-Produkten zu kombinieren, um so den Befall mit Kirschfruchtfiegen zu senken. Es wird wohl noch einige Zeit dauern, bis ähnliche Kombipräparate auch für den Hobbygarten zur Verfügung stehen.

Kirschfruchtfliege erkennen

Die Kirschfruchtfliege wird bis zu 0,5 cm lang. Der Körper dieser Fruchtfliege ist schwarz bis auf die gelben Punkten an Kopf und Brust und das gelbe Schildchen (Scutellum). Die Flügel sind durchsichtig transparent, allerdings mit vier dunkelblau- schwarzen Querbinden. Die Facettenaugen der Imagines sind grün.

Die weiß gefärbten Larven werden zwischen 0,4 und 0,6 cm lang.

Schon gewusst?

Neben den Sauerkirschen befallen Kirchfruchtfliegen auch Wildpflanzen wie die Vogel-Kirsche Prunus avium, Trauberkirschen Prunus padus, die Heckenkirschen der Gattung Lonicera  und die Schneebeeren der Gattung Symphoricarpus.

Entwicklungszyklus der Kirschfruchtfliegen

Die Kirschfruchtfliegen fliegen, je nach den herrschenden Luftttemperaturen, im Zeitraum zwischen Ende Mai und Anfang Juli. Regnet es in dieser Zeit und sind die Temperaturen entsprechend niedrig, dann ist auch die Populationsstärke der Kirschfruchtfliegen in diesem Sommer geringer. In trockenen Jahren ist der Befall dagegen besonders hoch.

Scheint die Sonne, dann sitzen die Imagines auf den Blättern und Früchten der von den Larven befallenen Sauerkirschen und Wildformen, die zu den Nahrungspflanzen der Larven zählen. Dort saugen sie den aus den Planzen austretenden Fruchtsaft.

Das Foto zeigt eine Made in einer Kirsche Bauer Karl, Kirschmade, CC BY 3.0

Es kann bis zu 2 Wochen dauern, bis die Weibchen ihre Eier ablegen. Sie können zwischen 50 und 80 Eier legen. In jede Kirsche wird aber immer nur ein einziges Ei knapp unter die Haut (Epidermis) einer heranreifenden Frucht gelegt. Nach 5 bis 12 Tagen schlüpft die Larve aus dem Ei und beginnt sich vom Fruchtfleisch der Kirsche  zu ernähren. Die befallene Kirsche beginnt langsam zu faulen und fällt zu Boden.

Nach etwa einem Monat ist das letzte Larvenstadium erreicht und die Larve verlässt endgültig die Kirsche. Ist die Frucht dann immer noch nicht zu Boden gefallen, seilen sich die Larven an einem Spinnfaden ab. Sie graben sich einige Zentimeter tief in den lockeren Boden ein, um sich dort schließlich zu verpuppen und zu überwintern. In klimatisch ungünstigen Jahren können die Puppen sogar zwei- bis dreimal überwintern, bis sie schließlich schlüpfen.

Schon gewusst?

Nur spät fruchtende Kirschbäume werden befallen. Denn frühreife Kirsch-Sorten reifen bereits, wenn die Kirschfruchtfliegen noch gar nicht aus ihren Puppenhüllen geschlüpft sind.